5G ist der derzeit schnellste Standard beim Funktelefonnetz. Noch ist diese 5. Generation längst nicht überall in Deutschland zu empfangen. Doch bereits jetzt wird am Nachfolger, an der 6. Generation des Übertragungsstandards, gearbeitet. Der Name ist nicht weiter verwunderlich: 6G. Und da schreibt Leipzig Geschichte: Hier startet ein Forschungsprojekt, bei dem es um den Einsatz der superschnellen Funknetze für die Gesundheit geht. Darüber berichtete ich bei MDR Aktuell.
Auf den ersten Blick sieht das rot-weiß-gelbe Fahrzeug vor dem Haupteingang der Universitätsklinik Leipzig aus wie ein ganz normaler Rettungswagen. Doch die Aufschrift vorne verrät, dass sich dahinter etwas Anderes verbirgt: „Forschungsfahrzeug“. Thomas Neumuth, Technischer Direktor des Innovationszentrums für Computerassistierte Chirurgie, fast in einem Satz zusammen, was anders ist:
Dieser Rettungswagen fungiert als eine Art fahrender Server.
Thomas Neumuth, Universitätsklinik Leipzig
Und damit kommt Medizintechnik, die sonst nicht transportabel ist, direkt zum Patienten. Ein Beispiel aus der Praxis der Rettungseinsätze:
Es gibt einen Notruf. Jemand ist in der zweiten Etage beim Fensterputzen von der Leiter gefallen. Und der Notarzt möchte schauen, ob er sich etwas gebrochen hat. Eine Möglichkeit hierfür ist die Verwendung eines Ultraschallgerätes. Sie kenne die klassischen Ultraschallgeräte in der Praxis: Sehr große Trolleys. Nicht transportabel.
Thomas Neumuth, Universitätsklinik Leipzig
Deshalb gibt es bislang keine Ultraschalluntersuchung vor Ort. Doch, so erklärt der Mediziner Thomas Neumuth, auf diesem Rettungswagen haben man die Möglichkeit…
… Ultraschallsonden von der größe eines Handys dem Rettungssanitäter oder dem Notzarzt mitzugeben, so dass der quasi dem Patienten am Ort des Unfalls direkt untersuchen kann und das die Daten direkt weitergeleitet werden.
Thomas Neumuth, Universitätsklinik Leipzig
Auch während der Fahrt ins Krankenhaus können dann alle Daten des Patienten in Echtzeit übertragen werden, so dass in der Notaufnahme bereits die Vorbereitungen für die Behandlung beginnen können. Es gibt aber auch ganz andere Ideen, für die eine schnelle Datenübertragung notwendig ist, erläutert Ralf Irmer, der das Dresdner Innovations-Center von Vodafone leitet.
Es geht natürlich nicht nur um Unikliniken in großen Städten, sondern es geht eben auch darum, den ländlichen Raum zu vernetzen. Dass ein Arzt zugeschaltet werden kann, wenn es eine Rückfrage gibt.
Ralf Irmer, Vodafone
Auch ferngesteuerte ärztliche Eingriffe sollen mit 6G über größere Distanz funktionieren. Gerade dafür ist die schnelle Datenverbindung wichtig. Der Arzt muss in Echtzeit sehen, was bei einer Operation passiert. In den 6G-Netzwerken sollen die Verzögerungen nur noch wenige Mikrosekunden betragen – sie sind dann für Menschen kaum noch bemerkbar.
Für Thomas Neumuth, Technischer Direktor des Innovationszentrums in der Leipziger Uniklinik, ist diese Entwicklung eine ideale Situation:
Ich nenne es mal eine Demokratisierung der Versorgung. Das heißt, dass alle die Patienten, egal wo sie sind, die gleiche Qualität, die bestmögliche Qualität an Versorgungsdienstleistungen erhalten können, als wenn sie in einem spezialisierten Haus, an einem Universitätsklinikum sind.
Thomas Neumuth, Universitätsklinik Leipzig
Damit das alles umgesetzt werden kann, fördert das Bundesforschungsministerium das Projekt mit rund 10 Millionen Euro.