Schwarz statt Magenta – so erleben viele Telekom-Kunden ihre Bildschirme seit gestern. Kein Internet. Kein Fernsehen. Kein Festnetztelefon. Letzteres ist zwar nicht schwarz, aber tot. Das reicht. 900.000 Anschlüsse waren oder sind noch immer betroffen. Rund fünf Prozent aller Telekom-Kunden wissen plötzlich, wie abhängig sie vom Internet sind – auch dann, wenn sie meinen, gar nichts mit dem Internet zu tun zu haben. Fernsehbilder kommen häufig nicht mehr durch die Luft, sondern über das Internet. Auch die Telefongespräche laufen über das Internet – Voice over IP lautet das Schlagwort.
Schwarz statt Magenta – so sieht es auch für das Unternehmen Telekom aus. Die letzte Großstörung gab es erst im Juni. Ein schwarzer Tag für den Kommunikationsriesen. Damals hatten Millionen Handy-Kunden keinen Empfang mehr. Der Fehler: ein Ausfall einer Datenbank. Und nun trifft es den anderen Unternehmens-Zweig: das kabelbasierte Angebot. Wieder schwarze Tage. Der Fehler: Bislang noch völlig unbekannt.
Schwarz oder Magenta? Das ist die Frage. Ist es erneut ein Fehler der Telekom? Oder waren es Hacker von außen? Für die Fehlerbehebung und künftige Vermeidung ist die Beantwortung dieser Fragen wichtig. Doch für den Ruf des Konzerns ist es völlig egal – es sind so oder so schwarze Tage. Das Image ist deutlich angekratzt. Wenn es ein selbstverschuldeter Fehler war – das kann sich ein so großer Anbieter wie die Telekom einfach nicht leisten. Und sollte es ein Angriff von außen sein? Noch schlimmer, denn dann wäre die hausinterne IT-Sicherheit viel zu lasch und die Daten der 20 Millionen Kunden in Gefahr.
Schwarz statt Magenta – Widersprüche bei der Telekom helfen dabei überhaupt nicht, das verlorene Vertrauen wiederzufinden. Am Mittag heißt es: „Es gibt kein klares Fehlerbild“. So steht es auf der Telekom-Homepage. Gleichzeitig teilt ein Pressesprecher mit: „Die eingespielten … Software-Updates greifen“. Mittlerweile seien viele Haushalte wieder am Netz. Eigentlich exzellent. Doch wer solche Updates programmiert, muss wissen, was er und warum er das verändert. Das scheint aber nicht der Fall zu sein – denn 24 Stunden nach Beginn der Störung fragt sich die Telekom noch immer: Waren wir es oder war es jemand von außen?
Viel Schwarz und kaum noch Magenta – die Telekom ist für mich ein Beispiel für die Situation in Deutschland: Die Verpackung stimmt meist und glänzt sacht in Magenta. Über digitale Sicherheit dagegen wird viel geredet, aber viel zu selten wirklich gehandelt. Düster, schwarze Aussichten für das digitale Deutschland.