Am 3. Dezember 1992 wurde erstmals eine SMS verschickt. Im Kalenderblatt von MDR INFO blicke ich heute zurück auf diese riesige Erfolgsgeschichte.
Vor 20 Jahren ging die erste SMS auf Reisen. Und zwar schickte sie der britische Ingenieur Neil Papworth an den Vodafone-Mitarbeiter Richard Jarvis. Die Nachricht wurde noch von einem PC aus gesendet, kam aber auf einem Mobiltelefon an. „Merry Christmas“ war die erste elektronische Textmitteilung.
1994 stellte die damalige Telekom-Sparte TD-Mobil in Deutschland das SMS-System D1 alpha vor. Ein Jahr später startete dann der reguläre Service. Telekom-Sprecher Rene Bresgen erinnerte sich zum sich 10-jährigen Jubiläum an die erste Zeit.
Wer damals eine Kurznachricht von Handy zu Handy schicken wollte, der musste zuerst ein Call-Center anrufen, dann diktierte er den Text einem Mitarbeiter, der die Nachricht in einem Computer tippte und schließlich versandte.
Doch das hielt nicht lange an. Schon bald wurden die Mitteilungen von Handy zu Handy verschickt. Das englische Wort „Handy“ wird übrigens nur in Deutschland für Mobiltelefone genutzt. Oberste Grenze für eine Kurzmitteilung waren in der ersten Zeit 160 Zeichen. Das hatte technische Gründe, da die SMS ursprüngliche für die Übermittlung von Fehlermitteilungen und internen Informationen gedacht war. Durch die Kürze entstanden jede Menge Abkürzung für längere Texte. IlD – ich liebe dich. HDL – Hab Dich lieb. Hauptsächlich Jugendliche waren da sehr kreativ-
SZ – Schreib zurück oder schreib schnell zurück. Man schweift nicht so aus. Man muss darüber nachdenken, wie man die Nachricht am besten verpackt, so dass man möglichst viele Informationen in so wenig Platz halt zwängen kann.
Auch die Wissenschaftler mussten sich bald um die SMS kümmern. Denn es gab schnell Befürchtungen, dass die Sprache Schaden nehmen würde. Ulla Fix war damals Sprachwissenschaftlerin an der Uni Leipzig. Sie beruhigte: Das Formulieren der Texte rege schlicht weg das Gehirn an.
Man verlangt eben, von dem, der es liest, ein bisschen Um-die-Ecke-Denken. Er muss dahinter kommen, wie es gemacht ist und wie es gemeint ist. Was auch wieder eine kleine schöpferische Leistung ist. Also leisten diejenigen, die Ihre Botschaft auf ein Minimum reduzieren, durchaus etwas Beachtliches.
Die Wissenschaftlerin fand schnell ihre Lieblingsabkürzung: Einen sogenannten Smiley, den es in vielen Variationen bis heute gibt.
Verliebt Küssen ist Doppelpunkt – Bindestrich – und ein Sternchen. Ist doch schön.
So schön, das die Smiley bis heute – und damit eine Generation weiter – durchgehalten haben. 160 Zeichen ist zwar inzwischen auf Computer-Deutsch „out“ – die Texte können viel länger sein -, doch für die Abrechnung der SMS zählt es noch immer die alte 160 Zeichen-Grenze weiter. Wenn man nicht – ja, wenn man nicht eine Flatrate hat und damit unendlich viel Zeichen von Handy zu Handy schicken kann – und wenn man Pech hat damit, wie ganz am Anfang, sogar eine Opernaufführung unterbricht.
(Original-Ton Piepen in der Musik)