Ideale Situation. Kaum jemand in der Schlange am Supermarkt. Ich steuere eine Kasse an, merke hinter mir jemanden aufschließen, bin aber eher dran, da schmeißt dieser schnell einen Gegenstand stand auf das Band, der kurz vor meinem Marmeladenglas landet, überholt mich rechts und grinst mir ins Gesicht.
Ich sage dem Mann, dass man so nicht vordrängelt. Auf mich prasselt viel auf Englisch ein. Ich wechsle zur Nachbarkasse, die auch frei ist. Hinter mir werde ich inzwischen als Ausländerfeind beleidigt, von jenem Mann der sich vordrängelte – sichtbar und hörbar mit Migrationshintergrund. Ich komme gegen sein Beschimpfungsschwall nicht mehr gegenan. Rundherum werden Menschen durch die Lautstärke aufmerksam. Ein Sicherheitsmitarbeiter will helfen – übrigens auch jemand mit Migrationshintergrund. Ich lehne ab. Die Kassiererin meint später, ich solle mir nichts dabei denken, das passiere öfter.
Ich denke mir trotzdem etwas: „Mensch, Junge, warum verdirbst du absichtlich den Ruf deiner Mitausländer? Was bringt das?“ Doch seien wir ehrlich: Gibt es nicht auch genug Deutsche, die sich vordrängeln? Ist das vielleicht auch ein Anpassen an das Deutsche, unter Ausnutzung des Ausländerstatus‘? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur: Ausländerfeind bin ich nicht und werde es deshalb auch nicht.