In den Kellerräumen der katholischen Gemeinde St. Joseph in Borna bei Leipzig wird gepaukt. Rund 30 Jugendliche aus dem Iran und aus Afghanistan lernen gerade die deutschen Uhrzeiten. Sie sind freiwillig hier, weil sie Deutsch lernen möchten – die Sprache des Landes, in dem sie sich um Asyl bewerben.
Auch die Lehrer sind freiwillig hier. Den Deutsch-Unterricht organisiert der Verein Sprachwerk. Er wurde vor zwei Jahren ausgerechnet durch Ausländer gegründet. Reza Paricher und seine Frau Mehrnoosh waren damals als verfolgte Christen aus dem Iran nach Deutschland geflüchtet. In Borna trafen sie auf Andries Vogel, einem Einwanderer aus Südafrika, dessen Frau Deutsche ist.
Und wir haben sie kennengelernt und sofort gemerkt, dass großer Bedarf an Deutsch-Unterricht in den Heimen vor allem vor Ort ist.
Vor Ort deshalb, weil viele Asylbewerberheime weit außerhalb der Städte liegen und oft ohne Busanschluss sind. Der Verein entstand und beschäftigt inzwischen Lehrer, die Deutsch als Fremdsprache unterrichten. Doch auch Reza Paricher ist weiter dabei, als Lehrer – obwohl er eigentlich einen ganz anderen Beruf hat.
Ich habe Chemie-Ingenieur studiert. Und habe ich als Verkaufsmanager gearbeitet. Ich war niemals Lehrer. Es ist sehr interessant für mich. Ein neues Abenteuer.
Was für ihn ein neues Abenteuer ist, das ist für seine Schüler eine große Hilfe. Denn er kennt die Tücken der deutschen Sprache und weiß, wo die Probleme liegen. Und in seiner Muttersprache Farsi kann er den Schülern genaue Erklärungen geben – da hat er den deutschsprachigen Lehrern einiges voraus.
Vereinsgründer Andries Vogel hat aber noch mehr Ziele.Wir haben auch eine akademisches Projekt, wo wir Material entwickeln, für Ehrenamtliche, um das ein wenig einfacher zu machen. Auch praxisbezogen, nicht so theoretisch, nicht so frontal.
Die Ideen dafür entstanden, als der Verein Sprachwerk mit seinen Schülern Einkaufen ging, um vor Ort die notwendigen Redewendungen zu lernen. Ein Konzept, über das Andries Vogel aber noch nicht öffentlich reden möchte. Deutsch wird inzwischen in drei Asylbewerberheimen, in evangelischen und katholischen Kirchen, sowie in den Wohnungen einzelner Flüchtlingsfamilien rund um Borna unterrichtet.