Grell und bunt, mit schnellen Schnitten – so zeigt sich der Werbespot der Telekom – damit präsentiert das Unternehmen seine neue Werbefamilie:
O-Ton aus dem Video: Keine Ahnung, wie die perfekte Familie aussieht. Wahrscheinlich für jeden anders.
Für jeden anders – das Video zeigt jetzt diverse Familien-Zusammenstellungen: Eltern, Großmutter, Kinder. Drei Männer, eine Frau. Drei Kinder, Mann und Frau. Zwei Frauen mit Baby. Vater, Mutter und zwei Töchter – alle an Musikinstrumenten. Punker mit älterer Dame und älterem Herrn. Ausländische Großfamilie. Vier Damen, die offenbar Herren sind. Zwei nackte Männer mit zwei nackten Frauen. Vier Hunde.
In unserem neuen Werbespot geht es um ein Angebot für Familien und für weitere Formen gesellschaftlichen Zusammenlebens. Und diese sind heutzutage sehr vielfältig. Aber was sie eint, das ist der Zusammenhalt. Und das wird in unserem Spot dargestellt.
Einer der Kritiker des Telekom-Werbefilms ist der Geraer Theologe Uwe Heimowski. Er ist politischer Beauftragter der Evangelischen Allianz, einem Zusammenschluss evangelikaler Christen.
Also ich finde, dass Werbung einen eine riesengroße Verantwortung hat. Sie spiegelt ja nicht nur etwas, sondern sie gibt etwas vor. Und wenn die Telekom hier ein buntes Familienbild zeichnet, dann ist das natürlich einerseits toll, weil Familie wirklich bunter geworden ist, aber die Regelfamilie – Vater, Mutter, Kind – kommt da fast nicht vor. Mehr so am Rande und dann noch so ein bisschen skurril und das ist natürlich tragisch.
Für jeden anders – wie sehen Familien in Deutschland heute wirklich aus? Für den Hallenser Soziologie-Professor Oliver Arránz Becker ist klar: Die Familienstruktur hat sich tatsächlich gewandelt. Es gäbe mittlerweile viele gleichgeschlechtliche Eltern mit Adoptiv-Kindern. Doch:
Das sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass heutzutage das dominante Modell, was die Menschen leben, nach wie vor eigentlich das der Kernfamilie mit verheirateten Eltern ist, mit leiblichen Kindern. In zwei Drittel der Familien mit minderjährigen Kindern wird dieses Modell gelebt.
Allerdings gäbe es einen deutlichen West-Ost-Unterschied: In den neuen Bundesländern sind nur ein Drittel aller Eltern verheiratet, während es in den alten Bundesländern zwei Drittel aller Eltern sind. Aber den Unterschied sieht man Familien ja nicht an.