Telefonnummern: Buchstaben statt Ziffern

MDR INFO, 10.07.12

Ein Name lässt sich besser merken als eine Nummer. Wer nicht gerade Statistiker oder Wirtschafts-Ingenieur ist, weiß, worum es geht. Aber es gibt mehrere Möglichkeiten, seinen Firmen- oder auch Privat-Namen in einer Telefonnummer unterzubringen.

Seit 1881 gibt es Telefonnummer in Deutschland. Damals war das alles noch ganz einfach. Die Nummern waren dreistellig und ein erstes Telefonbuch in Berlin verzeichnete 185 Einträge. Viel Zeit ist vergangen, aber die Nummer sind geblieben, wenn auch viel länger.
Sehr zum Ärger beispielsweise der Werbewirtschaft: Vielen Experten wäre es lieber, wenn eine Firma direkt mit ihrem Namen telefonisch erreichbar wäre – also Buchstaben als Ersatz für die bisherigen Zahlen.
Genau das versucht „call my name“ – wähle meinen Namen – jetzt in Deutschland einzuführen. Vor einer Woche startete  die Registrierungsphase. „Menschen erinnern Namen. Nicht Nummern.“ lautet das schlagkräfige Motto – doch lässt sich das wirklich in Deutschland einführen? Stephanie Schmidt ist Pressesprecherin für „call my name“.
Wir denken schon, dass es sich durchsetzen wird. Schließlich nutzen wir zur Kommunikation im Internet oder E-Mails überall unsere Nicknames oder Namen, nur beim Telefon wählen wir immer noch Telefonnummern. Außerdem haben Studien gezeigt, dass man sich Namen 14 Mal leichter merken kann, als Nummern. 
Das Konzept: Ein Name für die Internetadresse, für die reale Adresse, für Skype, für Facebook, für Google und natürlich für das Telefon. Doch für das geht es nur, wenn es ein Android-fähiges Handy oder ein iPhone ist. Dann kann man sich nämlich die App herunterladen und wählt nur noch Buchstaben. Für den Pizzaboten zum Beispiel einfach P – I – Z – Z – A. Voraussetzung ist allerdings, dass der gewünschte Gesprächspartner auch unter dem Namen registriert ist, sonst geht es nicht. Jeder Name wir natürlich nur einmal vergeben. Wie teuer das wird, erläutert Stephanie Schmidt.
Privatnutzer zahlen gar nichts – für die ist das kostenlos. Und Unternehmen zahlen eine Jahresgebühr von entweder 360 Euro  für ein Jahr oder 500 Euro für zwei Jahre.
„call my name“ gibt es bereits in Israel und in Singapur.
Viel kostengünstiger geht es in Deutschland allerdings mit den sogenannten Vanity-Nummern. Diese werden von allen großen und vielen kleinen Telekommunikations-Unternehmen angeboten – teilweise schon für unter 10 Euro im Monat. Hier kann man sich eine Nummer selbst aussuchen. Jede Ziffer symbolisiert in diesem Fall einen Buchstaben. Diese sind auf der Tastatur der Telefonanlagen oder des Handys neben den Ziffern zu sehen. Das Wort Pizza entspricht zum Beispiel der Nummer 7-4-9-9-2. Die Vanity-Nummer haben eine ortsunabhängige Vorwahl nämlich 0700 oder – für den Anrufer übrigens kostenlos anzuwählen – 0800. Vanity-Nummern leiten zu einem beliebigen Festnetz- oder Handyanschluss.
Der Nachteil der Vanity-Nummern: Die Anzahl der Ziffern ist vorgegeben – „Pizza“ wird somit nie alleine stehen – aber vielleicht funktioniert auch Pizza024? Außerdem ist die Anzahl der Kombinationen extrem eingeschränkt, denn drei bis vier Buchstaben teilen sich eine Ziffer. Die „7“ für „P“ bei Pizza steht außerdem auch noch für „Q“, „R“ und „S“.
Und am Ende bleibt es dabei – ob App oder Vanity-Nummer: Dahinter steht wie seit 131 Jahren eine simple Telefonnummer.
(c) Michael Voß, www.michael-voss.de

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