Eine positive Nachricht haben die Autoren der Gallup-Studie vorangestellt: Die Anzahl derjenigen, die bereits innerlich gekündigt haben ist zum zweiten Mal in Folge gesunken. Waren 2012 noch 24 Prozent aller Mitarbeiter ohne emotionale Bindung zu ihrem Arbeitgeber, sind es 2014 nur noch 15 Prozent.
Im Städtischen Kaufhaus von Leipzig sitzen diejenigen, die wissen, wie man Arbeitnehmer motiviert – die Arbeits- und Organisationspsychologen der Universität Leipzig. Astrid Emmerich ist eine von ihnen. Sie hat sich die Gallup-Studie aus wissenschaftlicher Sicht angeschaut.
Wir reden jetzt davon, dass 15 Prozent nicht gebunden sind. Vielleicht sollten wir aber mal über die 15 Prozent reden, die gebunden sind, und uns überlegen: Warum haben die denn eine hohe Bindung an ihr Unternehmen? Und was können wir sozusagen von diesen Personen lernen?
Genau das will sie an Arbeitnehmer und Arbeitgeber weitergeben. Die Bindung
führe nicht nur zu einem positiven Arbeitsklima, sondern ermögliche auch den wirtschaftlichen Aufstieg der Firma – müsste also im Interesse beider Seiten sein. Ein Punkt ist ihr dabei ganz wichtig:
Die Bindung kann natürlich auch deswegen gering sein, weil es eine mangelnde Einbindung gibt von den Arbeitnehmern. Das heißt, wenn ich mit meiner Meinung nicht gehört werde, wenn ich das Gefühl habe, die Bedingungen sind schlecht, ich werde nicht gehört und ich kann auch nichts daran ändern. Dann ist man natürlich frustriert und nicht eingebunden in das Unternehmen. Und damit sinkt dann auch die Bindung zu der Firma.
Auch die Macher der der Studie belegen das: Die Arbeitnehmer, die vollständig der
Aussage „Ich habe das Gefühl, dass ich mich immer an meinen Vorgesetzten wenden kann, egal welche Frage ich habe.“ zustimmen, seien zu 31 Prozent emotional hoch an ihren Arbeitgeber gebunden. Bei denen, die das nicht können, so die Gallup-Studie, sind nur zwei Prozent emotional hoch gebunden. Astrid Emmerich hat ein paar Tipps parat, wie Chefs ihre Mitarbeiter mitnehmen können:
Es gibt so ein paar Allgemeinplätze, aber die spielen einfache eine zentrale Rolle: Zum Beispiel, dass Mitarbeiter ernst genommen werden, das permanent kommuniziert wird, warum Dinge so laufen, wie sie laufen, dass den Mitarbeitern ein Feedback gegeben wird, dass sie einbezogen werden in Entscheidungen, so wie sie ihre Arbeit gestalten, dass man ihnen Verantwortung gibt und sie persönlich unterstützt und fördert.
Auch die Studie sieht die Chefs gefordert: Von den Befragten, die wissen, dass ihr Vorgesetzter ihre Aufgaben und Projekte kennt, haben 23 Prozent eine hohe emotionale Bindung. Bei denen, wo die Chefs uninteressiert sind, sind es nur fünf Prozent.
Weltweit kommt Deutschland übrigens gut weg, sagt die Arbeitspsychologin Astrid Emmerich:
Deutschland steht im internationalen Vergleich eigentlich ganz gut da. Es gibt Länder, die haben eine höhere emotionale Bindung – USA und Kanada zum Beispiel. Es gibt auch Länder, wo es ganz andere Zahlen gibt, so zum Beispiel in Japan. Da ist die Bindung sehr gering.
Doch die Leipziger Wissenschaftlerin versteht ihr Geschäft und meint, wo Luft nach oben ist, sollte man noch dran arbeiten.