MDR INFO, 04.01.13
–> Beitrag anhören
Wikipedia – das ist ein digitales Lexikon. 1,5 Millionen Artikel gibt es auf Deutsch, täglich kommen 400 weitere hinzu. Wikipedia ist trotzdem seit der Gründung 2001 kostenfrei. Anders, als andere Umsonst-Seiten, ist die Internet-Enzyklopädie auch werbefrei. Man lebt von Spenden. Im deutschsprachigen Raum gab es jetzt 40 Prozent mehr Einnahmen als im Vorjahr – ein Rekord.
Wikipedia, das ist kein Haufen wirrer Internet-Schreiberlinge, sondern ein inzwischen gut durchstrukturierter internationaler Konzern – jedoch nicht mit dem Ziel Gewinn zu machen. Die Autoren sehen das Schreiben als ihr Hobby an und verdienen nichts daran. Alleine in der Schweiz, Österreich und Deutschland sind das 7.000 Mitarbeiter.
Doch ein so großes Projekt braucht Organisatoren, die sich um die Verwaltung, um die Server, um die Öffentlichkeitsarbeit und alles andere kümmern. Das ist in Deutschland der gemeinnützige Verein Wikimedia, nicht zu verwechseln mit dem eigentlichen Seitennamen. 47 vom Verein bezahlte hauptamtliche Mitarbeiter sorgen aus Berlin dafür, dass im deutschsprachigen Bereich von Wikipedia alles läuft. Michael Jahn ist einer von ihnen. Für Jahn ist Werbung das, was niemals stattfinden darf
Wer Werbung schaltet, macht sich abhängig. Insbesondere, wenn man ein Projekt hat, dass dem Aufbau einer Enzyklopädie dient, wenn es also darum geht, möglichst neutrale Informationen zu verbreiten. Dann macht man sich angreifbar, wenn über Werbung finanziert ist. Deshalb sind wir tatsächlich darauf angewiesen, für die Kosten, die entstehen, nach Spenden zu fragen.
Das funktionierte in den letzten sieben Wochen des Jahres 2012 sehr erfolgreich: 5,2 Millionen Euro wurde gesammelt – wie gesagt: nur im deutschsprachigen Raum. Für alle Wikipedia-Nutzer sichtbar war diese Sammelaktion durch große Fotos von Autoren, die sich vorstellten und um Geld für das Projekt – nicht für ihre Artikel – baten.
Michael Jahn ist mehr als zufrieden.
Es ist sozusagen eine Punktlandung auf das Spendenziel, dass wir uns vorgenommen hatten, in unserem Jahresplan.
In 40 weiteren Staaten der Welt gibt es Wikimedia-Vereine, die sich um die Wikipedia-Projekte kümmern und planen, was laufen soll. Wikimedia Deutschland ist dabei die älteste und größte Niederlassung.
Das neueste durch diese Spenden finanzierte Projekt heißt Wikidata. Hierfür werden Informationen aus den unterschiedlichen Sprachbereichen von Wikipedia zusammengetragen. Neben Deutsch gibt es 279 weitere Sprachen und damit auch unterschiedliche Artikelversionen. Michael Jahn.
Alle Artikel sehen teilweise sehr unterschiedlich aus, sind unterschiedlich lang, haben auch unterschiedliche Daten und Fakten. Und was Wikidata macht, ist, dass es zum ersten Mal Daten strukturiert, in dem dort beispielsweise statistische Zahlen, nehmen wir die Einwohnerzahl von Berlin, oder ähnliche Angaben, zentral gespeichert werden, und von dort automatisch in die Sprachversionen von Wikipedia eingeführt werden können.
Diese Daten sollen dann ebenfalls im Internet zur Verfügung gestellt werden. So können sie aufgrund der geordneten Struktur auch von Computerprogrammen gelesen und ausgewertet werden. Denkbar wäre das beispielsweise als Ergänzung zu Navigationsprogrammen, die dann Informationen zum Ziel vorlesen könnten. Auch das soll ohne Zusatzeinnahmen für Wikpedia passieren.