Sie haben es in der Hand. Ihr Handyvertrag läuft zwei Jahre. Sie werden sicherlich nicht, weil ihnen einige Dinge nicht gefallen, einen qualitativ schlechteren und teueren Anbieter für die nächsten beiden Jahre auswählen.
Den Bundestag wählen Sie für vier Jahre. Die Abgeordneten entscheiden viel mehr, als nur ihre Erreichbarkeit am Handy. Seien Sie mindestens genauso sorgfältig – am besten noch viel mehr -, wenn Sie ihre zwei Stimmen bei der Bundestagswahl abgeben. Eine Wahl ist kein Protest. Sie ist eine Entscheidung für ihre Zukunft und die ihrer Familie, Freunde und Bekannten. Es ist eine Entscheidung für Deutschland.
Trotz aller Prognosen der vergangenen Jahre steht Deutschland im weltweiten Vergleich mehr als nur gut da. Das werden ihnen all diejenigen bestätigen, die auch über den Tellerrand hinausschauen und wirklich im Ausland waren. Die Zahl der Arbeitslosen ist nach alter und neuer Berechnung in den letzten vier Jahren kräftig gesunken. Terror und Kriminalität lassen sich, wie die USA und Großbritannien zeigen, nicht durch geschlossene Grenzen aufhalten. Davon abgesehen stimmt die immer wieder gebrauchte Formulierung, Bundeskanzlerin Merkel hätte 2015 die Grenzen geöffnet, überhaupt nicht. Sie waren schon lange offen. Es gab vor zwei Jahren keinerlei Sperr- oder Grenzanlagen in Deutschland. Frau Merkel hat dagegen die Grenzkontrollen wieder eingeführt und dafür das Schengen-Abkommen außer Kraft gesetzt.
Das Brandenburger Tor war oft Aufmarsch der Regierenden in Berlin. Ich möchte nicht, dass es hier wieder braune oder rote Extremisten gibt, die darunter durchmarschieren oder das Tor schließen. Deutschland hat genug Erfahrungen mit Extremisten gemacht. Unzählige Tote und Ermordete haben die letzten beiden Staatsformen vor der heutigen Demokratie gebracht. Quantitativ gibt es gewaltige Unterschiede zwischen den Opfern der NSDAP- und der SED-Diktatur. Ich will die Schuld Deutschlands während der Nazi-Zeit nicht schmälern. Im Gegenteil: Die Nazis hatten eine Tötungsindustrie geschaffen, wie es sie noch nie in Deutschland gab, und wie es sie hoffentlich auch nie wieder geben wird. Umso schlimmer, dass es aus der AfD Schreie gibt, die „Erinnerungskultur“ zu beenden und das Denkmal zur Erinnerung an die Ermordung der Juden in Deutschland als „Denkmal der Schande“ bezeichnet wird. Doch auch die SED hat viele Tote auf ihren Gewissen, die bei der Flucht an der Berliner Mauer, in der Ostsee oder am Todesstreifen zur damaligen Bundesrepublik starben. Und erinnern wir uns: Aus der SED wurde die SED-PDS, dann die PDS und diese wiederum ging in die Partei Die Linke auf, die nun ebenfalls zur Wahl steht.
Denke Sie an Deutschland. Wählen Sie nach ihrem Gewissen. Denken Sie dabei aber an die Geschichte der jeweiligen Partei, an ihre Qualitäten auf allen Gebieten, die für eine Staatsführung wichtig sind, und denken Sie vor allem daran, dass diese Partei für vier Jahre – also doppelt so lang wie bei ihrem Handyvertrag – in Deutschland entscheiden darf.