MDR INFO, 06.11.12
„Personen, die diesen Gegenstand gekauft haben, haben auch das gekauft.“ – Diesen Satz haben Sie sicherlich schon einmal gelesen, wenn Sie im Internet unterwegs waren. Das mag hilfreich sein. Aber es kann auch stören, nämlich genau dann, wenn daraus eine regelrechte Verfolgung wird, das sogenannte Tracking.
Beim Surfen im Internet hinterlässt jeder Nutzer Spuren. Einfaches Beispiel: Sie interessieren sich für einen bestimmten Turnschuh und suchen die unterschiedlichen Angebote ab. Selbst wenn Sie Tage später andere Seiten besuchen, dann springt Ihnen plötzlich eine Werbung mit „Ihrem“ Turnschuh entgegen. Beim Surfen haben Sie nicht nur Spuren hinterlassen, diese wurden sogar abgespeichert – und zwar vermutlich auf Ihrem eigenen Computer. Das ganze nennt sich Tracking und dagegen wollen Microsoft und das Fraunhofer Institut ab morgen gemeinsam vorgehen.
Frank Maenz ist Produkt-Manager Internet Explorer bei Microsoft und kennt das Problem nur allzu gut:
Es gibt unterschiedlichste Tracking-Methoden und das Fraunhofer-Institut hat jetzt schon allein in Deutschland unter den Top 500 Webseiten über 470 Tracker erkannt.
Mit anderen Worten: Dem Tracking entkommt eigentlich niemand. Das Gefährliche dabei ist, sollten auf einer Seite beispielsweise Name und Adresse hinterlassen werden, dass dann Informationen über das Surfverhalten mit der Identität einer Person verknüpft werden. Dann weiß der Auftraggeber genau, welche Themen Sie interessieren und wo Sie gestern im Internet waren.
Microsoft ist mit seinem Internet Explorer einer der großen Browser-Anbieter im Internet. Browser, das sind die Programme, mit denen man im Internet surft. Warum jetzt die Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut beim Erstellen der sogenannten Tracking-Schutz-Liste?
Microsoft ist auch im Werbemarkt Teilnehmer. Also, wir verkaufen Werbung. Und wenn wir jetzt als Browser-Hersteller und als Werbeantbietender so eine Liste hinzufügen würden oder selber machen würden, könnte es natürlich sein, dass man sagt, Microsoft ist da nicht ganz unabhängig. Andererseits: Fraunhofer ist für uns wichtig als deutscher Partner, weil wir in der Marktforschung gerade festgestellt haben, dass für deutsche Kunden Referenzen aus Deutschland zählen.
Die Tracking-Schutz-Liste lässt sich ab morgen kostenfrei aus dem Internet herunterladen. Wer sie nutzt, kann trotzdem weiterhin alle Seiten lesen, nur werden diese daran gehindert, Tracking-Spuren zu hinterlassen. Damit niemand auf die Idee kommt, dass das Werbung ist, hat das Fraunhofer-Institut Microsoft allerdings Auflagen gemacht, wie Frank Maenz erläutert.
Ganz wichtig ist uns auch, dass wir diese Projekt mit Fraunhofer erstellt haben, Fraunhofer aber von vornherein auch gesagt hat, dass diese Liste auch anderen Browser-Herstellern zur Verfügung steht, und dieses Wissen, was da über ein Jahr lang erabeitet wurde, und auch in Zukunft gepflegt wird, anderen Browser-Kunden anbietet.
Die Liste ist also offen für alle. Und sie wird auch für alle anderen Nutzer durch das Fraunhofer-Institut aktuell gehalten.