Gerade hat Steffen Späthe sein Projekt dem Thüringer Wissenschaftsminister vorstellen können, da sind schon die nächsten Besucher da. Der Messestand der Friedrich-Schiller-Universität Jena ist gut besucht. Es geht um ein Thema, was alle interessiert: Eine typische DDR-Wohnsiedlung – ein Sechsgeschosser in Chmenitz – soll so saniert und umgebaut werden, dass Sonnenenergie für Elektroautos und Wohnungen genutzt werden kann.
Es soll eine Photovoltaikanlage auf das Dach gebracht werden. Und der dort generierte Strom soll zum einen den Mietern zur Verfügung gestellt werden, als Mieterstrom. Da sind rechtliche Problem zu klären, wie das abgebildet werden kann. Und auf der anderen Seite soll dieser Strom auch genutzt werden, um Elektrofahrzeuge vor der Haustür laden zu können.
Soweit ist das Projekt eigentlich nichts richtig Neues. Doch dem Informatiker Steffen Späthe geht es darum, die Energie sinnvoll rund um die Uhr zu nutzen. Größtes Problem: Der Strom der Photovoltaikanlage, also der Solarzellen, wird dann produziert, wenn die meisten Hausbewohner nicht zuhause sind, nämlich tagsüber.
Das heißt, wir haben einen Energieüberschuss im Quartier und suchen also Plätze, wohin wir diesen Strom bringen können. Da können zum Beispiel Elektrofahrzeuge ein ganz entscheidender Faktor sein, um die Energie, die wir produzieren im Quartier, auch im Quartier zeitnah zu verbrauchen.
So wird aus dem Informatiker der Uni Jena so etwas wie ein Stadtplaner. Er rechnet auch mit den Personen, die tagsüber in dieses Haus oder die Straße kommen: Handwerker, Hausmeister und Versorgungsbetriebe. Sie sollen ihre Elektroautos hier tagsüber mit Energie auftanken, wenn die Bewohner die öffentlichen Ladestellen nicht nutzen. Und auch an die Bewohner, die sich vielleicht überhaupt kein teures Elektroauto leisten können, wird gedacht.
Wir werden in Kooperation mit der Firma Teilauto da ein Carsharing-Modell anbieten, den Mietern dort quasi Mobilität mit bereitstellen, Elektromobilität zum Ausprobieren vor Ort.
So können sich die Bewohner Elektroautos teilen, die dann nachts aufgeladen werden. Bezahlt wird dann jeweils nur für die Nutzungsdauer des Autos.
Nachts fließt dann allerdings wieder der herkömmliche Strom durch die Leitungen. Denn das Gebäude ist wie jedes andere auch an das normale Stromnetz angeschlossen, um im Winter, an wolkigen Tagen oder auch in der Nacht ohne Unterbrechung weiter Strom zu haben. Steffen Späthe plant allerdings schon weiter. Speichermethoden sollen entwickelt und genutzt werden, um die Sonnenenergie auch nachts zu nutzen. Und auch die Hausverwaltung plant bereits weiter: Die Parkplätze der Mieter sollen bei Bedarf auch direkt Ladesäulen bekommen.