MDR INFO, 14.12.12
–> Beitrag anhören
–> ausführliche Dokumentation des Falles
Die Leipziger Internetfirma Unister hat uns in dieser Woche öfter beschäftigt. Gegen sie wird derzeit von der Staatsanwaltschaft wegen illegaler Versicherungsvermittlung und Steuerhinterziehung ermittelt. Zwei Manager sitzen sogar in Untersuchungshaft. Unister bietet viele Internetportale an – beispielsweise www.ab-in-den-urlaub.de. Und dann gibt es da auch noch die Partnersuche. Ein Portal für Menschen, die einsam sind und den Mann oder die Frau für das Leben suche. Doch hier heißt es aufpassen. Partnersuche.de klingt harmlos, doch das ist es offenbar nicht.
Er ist einer derjenigen, die eine Partnerin suchen. Es ihm zwar nicht peinlich, aber er möchte trotzdem seinen Namen nicht öffentlich nennen. Bei partnersuche.de hoffte er, eine Frau für das Leben zu finden. Stattdessen machte er eine Erfahrung für das Leben.
Da wurde angeboten für zwei Wochen so ein Probeabo anzunehmen, für 4 Euro 99. Das habe ich angegeben und mit Paypal bezahlt. Und ja, dann war irgendetwas versteckt. Jedenfalls nach zwei Wochen kam eine Zahlungerinnerung in Höhe von 474 Euro. Und die soll ich zahlen, wie die Mitgliedschaft automatisch verlängert wurde.
Durch Erinnerungen, Mahnungen und eine Inkassogesellschaft ist die Summe inzwischen auf knapp 600 Euro angestiegen. Dieser Internetnutzer suchte sich nun einen Anwalt. Der Jurist Stefan Musiol hat partnersuche.de gleich genauer untersucht und sich probeweise selbst angemeldet.
Was zunächst auffällt ist ja, dass auf dem Portal zunächst einmal überhaupt keine Konditionen genannt werden und man sich dann erst über nicht weniger als 13 Formulare klicken muss, die jeweils zahlreiche Angaben erfordern. Also, man muss da seine ganze Persönlichkeitsstruktur abgeben, um überhaupt zu erfahren, was das Ganze denn kosten soll.
Wer sich bis dahin durchgeklickt hat, kann die Bezahlungsmethode wählen und erfährt in der rechten Spalte groß und rot gedruckt: „Gesamtkosten: 4 Euro 90“. Wesentlich kleiner und in grauer Schrift kommen dann weitere Erläuterungen. Unter anderem erfährt man, dass sich die Kennlernmitgliedschaft nach Ablauf automatisch in eine 12monatige Premiummitgliedschaft zu 39 Euro 50 pro Monat verändert.
Wer das nicht will, muss rechtzeitig kündigen – denn laut Allgemeinen Geschäftsbedingungen gilt eine eintägige Kündigunsfrist. Mit anderen Worten: Wer wirklich 14 Tage lang ausprobiert, ist viel zu spät dran. Deshalb empfiehlt es sich, spätestens drei Werktage vor Ende der Probezeit zu kündigen – per Fax oder per Einschreiben. Doch viele Verbraucher übersehen sehen dies und müssen dann 477 Euro im Voraus für das Jahres-Abo bezahlen – 100 mal mehr, als für das eigentlich Probe-Abo veranschlagt. Übrigens: Die Betreiberfirma Unister wollte zu dem Fall keine Stellung nehmen. Man sei mit den aktuellen juristischen Problemen beschäftig.