MDR INFO, 26.03.13
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Am Wochenende wurde bekannt, dass das Bundeskriminalamt eine Abteilung zur Abwehr von Hackerangriffe aufbaut. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ sucht das BKA 130 Experten. In Sachsen-Anhalt ist man da schon weiter. Hier gibt es in Magdeburg ein Kompetenzzentrum für Internetkriminalität.
Neun Monate ist es her, da wurde beim Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt das Cybercrime Competence Center eröffnet. 4C ist die polizei-interne Abkürzung. Petra Paulick ist Chefin für die 50 Polizisten aus verschiedenen Referaten und für die sieben Computerspezialisten. Für sie steht fest:
Also wir, im Bereich des Cyber Crime Competence Center, stellen sehr wohl fest, dass sich die Qualität der Kriminalitätsbekämpfung für uns deutlich verbessert hat.
Sachsen-Anhalt ist damit einen Weg gegangen, der in anderen Bundesländern noch fast unbekannt ist. Polizeiexperten werden durch von Universitäten und in der Wirtschaft abgeworbene Computerexperten unterstützt. Polizisten und Wissenschaftler sollen so gemeinsam auf Jagd nach den Internet-Verbrechern gehen. Können so unterschiedliche Berufsgruppen überhaupt in einem Team zusammenarbeiten?
Die ursprünglichen größeren Probleme, die sich eigentlich auf der Kommunikationsebene befanden, nämlich die verschiedenen Aufgabenbereiche dem anderen, dem eigentlichen Laien, so darzustellen, so dass sie gegenseitig zu verstehen sind, das funktioniert mittlerweile sehr gut. Wir haben im Bereich der Spezialisten und auch IuK-Ermittler eine sehr gute Zusammenarbeit implementieren können.
IuK-Kriminalität – das sind Vorkommnisse im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnik. Seit 2008 gibt es davon in Sachsen-Anhalt jährlich zwischen 1.000 und 1.500 Fälle. Einen starken Anstieg gab es bei den Teilbereichen Computersabotage und Ausspähen von Daten. Die Sabotagen verdoppelten innerhalb von einem Jahr auf 125 Fälle. Bei der Computerspionage gab es 2012 541 Fälle, ein Jahr zuvor waren es noch 319. Doch nicht immer geht es darum, Betriebsgeheimnisse auszuschnüffeln – und nicht immer geht es nur um kleine relativ schutzlose Unternehmen, stellt Petra Paulik fest.
Es gibt sehr wohl auch eine ganze Menge von Angriffen auf große Firmen, die schon über ein wesentlich größeres Potential verfügen, was den Einsatz ihrer IT-Technik angeht, relativ gut und fast auch perfekt zu schützen. Dort ist dann allerdings oftmals die Zielrichtung der Angreifer, gerade zu beweisen besser zu sein.
Angriffe also als Freizeitbeschäftigung und Selbstbestätigung. Das Cybercrime Competence Center hat inzwischen viel Erfahrung gesammelt und genießt deutschland-weit einen guten Ruf, wie Petra Paulik feststellt.
Wir sind mittlerweile natürlich mit dem Know how, über das auch wir verfügen, ein gern gesehender Ansprech- und Kooperationspartner.
Ob auch das BKA in Magdeburg vorbeigeschaut hat, bleibt ein Dienstgeheimnis, wie auch die Details über die Ermittlungsarbeit. Denn nichts ist gefährlicher für die Arbeiten, wie ein Datenleck, sei es digital oder analog in Form von menschlichen Eindringlingen.