Sie ist die erste Frau an der Spitze von Microsoft Deutschland: Sabine Bendiek. 1,80 groß, kurze blonde Haare und unkompliziertes Auftreten.
Also, ich bin seit 4. Januar dabei. Sie haben Recht. Also relativ frisch in der Position.
Jetzt geht die Microsoft-Managerin mit deutlichen Worten an die Öffentlichkeit: Finanzstärke und Investitionsschwäche am Standort Deutschland passten nicht zusammen. Für ein Digitales Wirtschaftswunder bräuchte es Mut zur Veränderung und einen kühnen Plan. Geld sei vorhanden. Mit fast 20 Milliarden Euro hätten Bund, Länder und Gemeinden im letzten Jahr zum Beispiel einen Rekordüberschuss erwirtschaftet. Trotzdem setze Deutschland noch nicht alle digitalen Möglichkeiten um. Es sei wesentlich mehr nötig, als bislang geschehe.
Auf der Entscheider-Ebene ist dieses Wissen absolut da – und das Nachdenken, wie man damit umgeht. Was passiert, ist, dass wir mit der Umsetzungsgeschwindigkeit im Moment in Deutschland hinterherhängen. Und das hängt sehr stark daran, dass Investitionen nicht geschehen. Und je kleiner die Unternehmen, desto weniger geschehen diese Innovationen. Das heißt, im Durchschnitt hängen gerade die kleinen und mittleren Unternehmen am stärksten zurück.
Ein Grund für diese Zurückhaltung sei die erhöhte Aufmerksamkeit bei Datensicherheit und Datenschutz.
Das ist ein Thema, das in deutschen Unternehmen sehr wichtig ist. Die Sensitivität ist hier sehr, sehr hoch.
Microsoft biete deshalb für Betriebe die Möglichkeit, Daten in Deutschland unter deutschem Datenschutzrecht zu speichern. Dies geschehe in Zusammenarbeit mit der Telekom beispielsweise in einem Serverzentrum bei Magdeburg.
Doch auch sonst seien die Deutschen sehr zögerlich, meint Sabine Bendiek.
… dieses Nachdenken darüber: Was sind die richtigen Dienstleistungen und Produkte? Der Versuch, Dinge wirklich ingenieursmäßig im Vorhinein wirklich sehr genau zu verstehen. Ich glaube, da brauchen die Deutschen den Mut, wirklich schneller an den Markt zu gehen und Dinge wirklich auszuprobieren und erfolgreich zu sein.
Die Diplom-Betriebswirtin hat in Deutschland und den USA studiert – sie weiß, wie es außerhalb Europas vor sich geht. Sie saß bei diversen internationalen Firmen wie McKinsey, Siemens Nixdorf und Dell im Management. Bei Microsoft ist sie jetzt Chefin der 2.700 Mitarbeiter in Deutschland, ein wichtiger Standort für das US-Unternehmen.
Microsoft Deutschland ist traditionell unser zweitwichtigster Einzelmarkt – international. Insofern ist es ein Land, in dem Microsoft sehr erfolgreich ist.
Nur China bietet noch einen größeren Markt außerhalb der USA. Dass sich Investitionen in Deutschland lohnen zeigt das Unternehmen deutlich: Microsoft baut derzeit in München eine neue Zentrale. Sabine Bendiek wird dort im Sommer als erste Chefin einziehen.