LKA in Sachsen-Anhalt gründet Einheit gegen Internetkriminalität

MDR INFO, 06.06.12
Immer häufiger stehen Computer und Internet im Mittelpunkt von Verbrechen. Datendiebstahl, illegale Kontoabbuchungen, Bestellungen mit falscher Identität, die dann nicht bezahlt werden. Die Liste ist lang. Und die Polizei häufig machtlos. Das will das Landeskriminalamt in Sachsen-Anhalt jetzt ändern: Seit heute gibt es dort ein Kompetenzzentrum gegen Internetkriminalität.
Mitten im Einsatzführungsraum des Landeskriminalamtes zwischen Schreibtischen, unzähligen Telefonen und Projektionswänden wird die neue Abteilung vorgestellt – es wirkt ein wenig, wie aus einem Film:
Cybercrime Competence Center – der Name ist auf Englisch, denn das ist die Sprache aller Programmierer und Hacker. Natürlich gibt es auch schon eine interne Abkürzung – wie es bei der Polizei üblich ist: 4C – benannt nach den ersten Buchstaben der Langfassung. Innenminister Holger Stahlknecht erläutert, 4C ziehe bereits vorhandene Kriminalbeamte mit digitaler Kompetenz aus unterschiedlichen Abteilungen zusammen.
Und wir haben diese 50 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen insofern verstärkt, als das wir sieben Stellen neu ausgeschrieben haben – und zwar wissenschaftlich ausgebildete hochqualifizierte junge Menschen, direkt von der Hochschule kommen –  das sind Informatiker, das sind Physiker, das sind Mathematiker – oder eben bereits in der freien Wirtschaft tätig waren, die wir dann sozusagen uns eingekauft haben.
Die Polizei holt sich mehr Kompetenz in das Haus, um im Wettlauf mit den Internet-Kriminellen aufzuholen. Der Direktor des Landeskriminalamtes, Jürgen Schmökel, sieht gewaltige Vorteile:
Die Qualität, die wir jetzt erreichen wollen, ist insofern eine andere, als das jetzt Leute kommen, die gelernt haben, in dem Bereich auch zu forschen und wissenschaftlich zu arbeiten. Und das ist etwas, über das Polizeibeamte naturgemäß dann auch im Rahmen ihrer Ausbildung nicht verfügen.
Ein Beispiel, wo diese Wissenschaftler künftig Lösungen finden sollen, ist ein neuer Fall von Internetkriminaltität – und zwar geht es um das mobile TAN-Verfahren beim Online-Banking. Eigentlich galt das Verfahren bislang als sicher, weil der aus Zahlen bestehende Sicherheits-Code dem Kunden während der Buchung direkt per SMS auf sein Handy geschickt wird – und nicht, wie bislang, per Post auf einer langen Liste im Voraus. Doch nun ist es Programmierern gelungen, diese Kurzmitteilungen auf Handys von Betrügern umzuleiten, die dann die Buchungen durchführen, selten allerdings im Sinne der Kontoinhaber.
Sven Krüger ist der erste, der sieben neuen Wissenschaftler. Der  promovierte Physiker versucht, seine Aufgaben zu beschreiben – und macht dabei deutlich, dass die Polizei in Sachsen-Anhalt mit 4C wirklich ganz neue und unbekannteWege geht.
Ja, also, ich kann das bislang nur ansatzweise einschätzen, denn ich bin jetzt heute den vierten Tag hier. Ich nehme an, es wird Softwareentwicklung im weitesten Sinne sein. Das Ziel ist im gewissen Sinne auch offen. Das wird sich entwickeln im Laufe der Zeit, je nachdem, was es für Aufgaben gibt.
4C ist auch zuständig für die digitale Beweissicherung, sei es vor Ort auf Festplatten oder digital im Netz. Um Passwörter zu knacken soll noch ein Kryptologe eingestellt werden. Die Ziele sind hoch gesetzt – trotzdem ist die Laune offenbar gut. Innenminister Holger Stahlknecht scherzt bei ausgeschaltetem Mikrofon im Einsatzführungsraum: 4C, das sei ein C mehr, als beim Chaos Computer Club, der sich CCC abkürzt.
(c) Michael Voß, www.michael-voss.de

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