Kommentar zur IFA 2014
10.09.14 (MDR INFO) – In Berlin geht heute die Internationale Funkausstellung, die IFA, zuende. Ich habe mich unter dem Berliner Funktrum umgesehen und bin nicht ganz so zufrieden mit der IFA.
So ein bisschen kam mir die Funkausstellung vor wie „lila Wolken“: Außen alles gut verpackt, innen aber nicht wirklich etwas richtig Neues.
„Lila Wolken“ ganz besonders in der Halle der Telekom. Die bereits durch die aussterbenden Telefonzellen bekannte Firmenfarbe ist jetzt auch der Name der Produkte: Magenta mobil S, Magent mobil L und so weiter. Wer in der Riesen-Ausstellungshalle steht, der sieht kaum noch den wohl zu verstaubt klingenden Namen des Unternehmens. Alles heißt jetzt „Magenta“ und sieht natürlich „magenta“ aus. Nur der Inhalt ist auch weiterhin „Telekom“. Pech auch für den, der „Magenta“ im Internet sucht…. Magenta.de ist eine Werbeagentur. Keine Telekom. „Lila Wolken“ eben.
Weiß wird es dann im Bereich der Küchengeräte: 2008 standen sie das erste Mal unter dem Berliner Funkturm. Wunderte man sich damals noch, was die Küchengeräte auf der Funk-ausstellung suchten, eroberten Kühlschränke, Waschmaschinen und Dunstabzugshauben inzwischen viele Ausstellungshallen. Doch nicht nur die, sondern vor allem das Internet. Viele Geräte lassen sich fernsteuern und sind untereinander vernetzt. Was aber seit Jahren dringend fehlt, ist das, was sonst jeder andere Computer kann: Küchengeräte lassen sich bei den meisten Herstellern nicht updaten. Wer also heute eine Küche kauft, hat nach wenigen Monaten total veraltete Digital-Technik. Die Folge: Die Küchengeräte dürften durch Schadprogramme, die von außen angreifen, irgendwann nicht mehr nutzbar sein. Also auch bei der weißen Küchentechnik: „Lila Wolken“. Schöne Verpackung, aber Innen nicht so viel Neues.
Und bei den Handys? Die werden immer größer und passen kaum noch in die Hosentasche. Neues gab es in der vergangenen Nacht – aus den USA – von Apple. Doch auf der Funkausstellung: nur „lila Wolken“.
Den einzigen Lichtblick gibt es bei den Fernsehern: Zum Zuschauer hin gerundete Geräte geben einen unbeschreiblich schönen Fernsehblick. Allerdings auch nur für denjenigen, der genau an einem bestimmten Punkt vor dem Fernseher sitzt.
Die Zeiten, als wirklich neue Produkte auf der Funkausstellung vorgestellt wurden, sind vorbei. Zur Erinnnerung: 1981 gab es unter dem Berliner Funkturm die weltweit erste Compact Disk, die CD. Zehn Jahre davor hatten der ersten Videorekorder für Zuhause und die erste Fernbedienung Weltpremiere.
Hat die Funkausstellung ausgedient? Nein, ich denke nicht. Im schnellen digitalen Zeitalter warten die Erfinder nicht mehr bis zur nächsten IFA, sondern präsentieren die Neuigkeiten sofort selbst – wie in der vergangene Nacht beispielsweise Apple in den USA. Die IFA ist inzwischen zu einem nützlichen Event zwischen Herstellern und Kunden geworden. Und da schauen dann auch die „lila Wolken“ schön aus.