MDR INFO vom 05.12.13
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Digitale Spuren hinterlässt jeder. Es sei denn, er telefoniert nicht, bezahlt nicht mit der EC- oder Kreditkarte, fährt nicht Bahn, surft nicht im Internet und nutzt kein Handy. Die größte Informationsschleuder bleibt dabei das Handy, egal ob Smartphone mit Apps oder normales Tastentelefon. Diese Daten von Milliarden von Telefonkunden hat der US-amerikanische Geheimdienst NSA offenbar ausgeforscht und gespeichert, wie jetzt bekannt wurde. Ich habe mich einmal umgesehen, wo denn die Handyortung und das Bilden von Bewegungsprofilen schon jetzt stattfindet.
Jedes Handy kennt gerade in Großstädten auf wenige Meter genau seinen Standort und damit normalerweise auch den seines Nutzers. Und diese Information wird regelmäßig an den Telefonanbieter weitergeleitet. Der braucht das, um ein ankommendes Gespräch zum Handy durchzustellen. Der Ort wird durch die jeweilige Funkzelle, in der sich das Handy angemeldet hat, bestimmt. Durch drei Sendemasten in der Umgebung ist sogar eine ganz genaue Peilung möglich. Viel besser läuft die Standortbestimmung aber über das US-amerikanische Satellitenortungssystem GPS, das weltweit funktioniert.
Standortdaten als Staumelder
Die Daten werden auch von den auf Handys vorhandenen Programmen, den Apps, genutzt: Google bietet beispielsweise einen Verkehrsservice an. Dafür werden die Standorte der Nutzer über ihre Apps – nach eigenen Angaben anonym – an die zentralen Rechner des Unternehmens weitergeleitet. Wenn sich dann auf einer Hauptstraße beispielsweise hunderte Handysignale nur langsam fortbewegen, deutet das auf einen Stau hin. Im Kartensystem Google Maps bekommt die Straße dann einen roten Strich und das Navigationssystem von Google berechnet für den Straßenabschnitt eine längere Fahrtzeit. Bewegen sich die Signale wieder schneller, weiß das System dann in Echtzeit, dass sich der Stau aufgelöst hat.
Anmeldung des Nutzers erforderlich
Durch Google erstelltes Bewegungsprofil (Foto: Michael Voß). |
Überhaupt nicht anonym dagegen ist der persönliche Standortverlauf bei Google: Voraussetzung ist ein Account bei dem Anbieter und die Zustimmung des Nutzers. Dann lässt sich unter der Adresse https://maps.google.com/locationhistory bis ins kleinste Detail auf einer Landkarte nachvollziehen, zu welchem Zeitpunkt das Handy wo war. Da die Handys normalerweise immer in der Hosen-, Hand- oder Jackentasche stecken, kann sich so jeder sein persönliches Bewegungsprofil erstellen. Genau das sind die Daten, die sich jetzt die NSA offenbar direkt von Handyanbietern besorgt hat.
Wer sich schützen will, muss „abschalten“
„Mein iPhone“ findet den Standort des Gerätes und zeigt dies auf einer Karte an (Foto: Michael Voß). |
Beim iPhone oder iPad gibt es die App „Freunde“. Hier lassen sich Bekannte und ihre Standorte auf einer Karte finden, allerdings nur, wenn sie zugestimmt haben. Mit „Mein iPhone“ wiederum lässt sich ein verlorengegangenes Handy auf der Karte wiederfinden. Ähnliche Funktionen gibt es bei anderen Anbietern. Twitter und Facebook blenden bei Veröffentlichungen jeweils den Standort des Schreibers ein und greifen dabei ebenfalls auf Handydaten zurück. Jede App weist übrigens beim Herunterladen darauf hin, welche Daten freigegeben werden. Wer jedoch absolut sicher gehen will, dass sein Aufenthaltsort nicht weitergemeldet wird, der schaltet sein Handy ab, oder ganz trickreich, gibt es leihweise jemand anderem mit.