Seit Monaten tobt eine Diskussion, ob Windows 10 ohne ein zusätzliches Antivirenprogramm sicher ist. Das Betriebssystem von Microsoft hat nämlich den sogenannte Defender, der das System vor Angriffen von außen schützen soll. Doch was ist nun wirklich dran? Dazu habe ich mich auf der Funkausstellung in Berlin umgehört.
Richtig gute Antivirensysteme können viel Geld kosten. Der Verlust von Daten auch – und der kann oft sogar geschäftliche Existenzen gefährden. Deshalb empfehlen Fachleute immer, ein gutes Virenschutzprogramm auf dem Rechner laufen zu lassen. Bei der Computerzeitschrift c’t, die als äußerst verlässlich gilt, sind man das leicht anders, sagt Ulrike Kuhlmann, die dort Expertin und Redakteurin ist.
Diese Antivirenprogramme, wie sie beispielsweise Kaspersky und Co bieten, die sind eigentlich für Spezialanwendungen, aber für den normalen Nutzer zuhause: Der braucht das eigentlich nicht. Der nimmt einfach den Windows-Schutz und alles ist gut.
Ulrike Kuhlmann, Computerzeitschrift c’t
Der Windowsschutz – das ist der sogenannte Defender, allerdings auch nur in der aktuellen Version. Das sei wichtig. Doch wer sind nun die Spezialanwender?
Also Firmen, die bestimmte Anforderungen haben, an Sicherheitssachen, oder wenn ich auf bestimmte Dienste zugreifen will, die ich als normaler Nutzer nicht brauche, dann kann ich unter Umständen spezielle Software brauchen.
Ulrike Kuhlmann, Computerzeitschrift c’t
Die Hersteller der Antivirensoftware halten deren Einsatz auch für den Normalanwender für unverzichtbar. Thomas Uhlemann, Sicherheitsspezialist bei Eset kritisiert, der Defender würde auf wichtige Sicherheitsüberprüfungen in bestimmten Situationen einfach verzichten.
Nutzt man den Defender, prüft dieser im Gegensatz zu Eset und anderen Herstellern, weder aufgerufene Webseitenauf Phishing oder mögliche Infektionen, noch, dass er die Downloads überprüft, bevor die tatsächlich heruntergelanden werden, geschweige denn, dass er E-Mails überprüft, was ja ein Haupteinfallstor von moderner Malware ist.
Thomas Uhlemann, Antivirensoftware-Hersteller Eset
Außerdem habe der Defender für Abstürze des Windows-Betriebssystems gesorgt, sagt Thomas Uhlemann.
Es gibt ja diesen Mythos, der Defender lässt wenigstens die Systemdateien von Windows in Ruhe. Das stimmt nicht. Das haben wir Anfang des Jahres gesehen, wo der Windows-Defender Boot- und Download-Probleme verursacht hatte, bis hin zu Bluescreens, also die Systeme unnutzbar gemacht hat.
Thomas Uhlemann, Antivirensoftware-Hersteller Eset
Wenn ein sogennanter Bluescreen auftaucht, handelt es sich meist um gravierende Abstürze. Doch wie sieht Microsoft diese Frage? Läuft das eigene Betriebssystem Windows auch ohne zusätzlichen Schutz? Auf der Funkausstellung zeigt sich der Konzern bedeckt. Man habe dafür keinen Experten vor Ort. Doch, so war weiter zu hören, man begrüße, wenn sich unterschiedliche Firmen ebenfalls um die Sicherheit kümmern würden. Windows sei ein offenes System. Zusammenarbeit könne nur helfen.