Hausarrest, Sperrstunde – ist das das Ende einer Demokratie?

Hausarrest

Hausarrest, Sperrstunde – ist das das Ende einer Demokratie?

In vielen Fällen ja. Im Mai 1993 ich mit Familie in Guatemala auf Urlaub. Damals putschte Präsident Jorge Antonio Serrano Elias. Parlament und Gerichte wurden geschlossen. Militär ging auf die Straßen. Ohne Vorwarnung. Mein erster Hausarrest oder auch Sperrstunde.

Deutsche Welle TV und alle anderen Auslands-Sender wurden gestört, sobald über Guatemala berichtet wurde, der einheimische Rundfunk gleichgeschaltet. Das Haus – wir waren bei meinen Schwiegereltern – konnten wir nicht verlassen. Proteste. Über Tage. Trotz Sperrstunde und Hausarrest. Dann flüchtete der Präsident. Kurz darauf der Vizepräsident. Das Land war führungslos – doch nicht ganz: Knapp 200 Meter von uns entfernt wohnte der höchste Soldat – nicht der Verteidigungsminister, der wohl auch schon weg war. Er erklärte via Fernsehen, das Militär wolle die Macht nicht übernehmen, setzte aber das Parlament und die Gerichte wieder ein. Auch der Menschenrechtsbeauftragte des Landes kam wieder frei und wurde – mangels Alternativen gegen die Verfassung – vom Parlament zum Übergangspräsidenten gewählt. Und mein Hausarrest und meine erste Sperrstunden endeten.

Und heute? Die erste Nacht, in der mir deutsche Autoritäten verbaten, dass Haus zu verlassen. Der harte Lockdown in Sachsen. Ich habe die Nacht zu Hause verschlafen. Kein Militär, keine Panzer. Und die Parlamente arbeiten auch noch.

Kein Ende der Demokratie, sondern der Schutz des Staates für seine Einwohner. Es gibt Unterschiede zwischen 1993 in Guatemala und 2020 in Deutschland.