Die sogenannten Musikstreaming-Dienste leben bislang davon, dass Computerprogramme die Reihenfolge, aber vor allem auch die Auswahl der Musiktitel bestimmen. Daraus entstehen die sogenannten Playlists. Ausgerechnet der Internet- und Computer-Konzern Google verzichtet nun – zumindest teilweise – auf die Algorithmen und setzt auf Menschen, auf Musikexperten, erzählt Lena Heuermann aus der Google-Deutschland-Zentrale:
Was wir jetzt als Neues hinzugefügt haben sind von Menschen kreierte Playlisten, die abhängig sind von Stimmung, von Tageszeiten, von dem Wochentag. Also, das heißt, dass, wenn ich zum Beispiel dienstagsmorgens immer zum Sport gehe, bekomme ich automatisch eine Playlist angezeigt, die ich abspielen kann, die ist über dreieinhalb Stunden lang, und dann geht wahrscheinlich das Hanteldrücken ein bisschen leichter von der Hand.
Also: Die menschlichen Mitarbeiter suchen aus dem Angebot von insgesamt 30 Millionen Titeln die Stücke zusammen, die zu bestimmten Situationen passen. Sport, Autofahren, Partyvorbereitung, romantische Stunden und vieles mehr. Dafür gibt es in den bislang sieben Ländern, wo Google diesen Dienst anbietet, Experten. Zusätzlich holt sich der Konzern von Musikkennern – wie beispielsweise DJs – menschlichen Rat von außen. Beim Radio sind das noch heute die Musikredakteure. Lena Heuermann:
Doch natürlich überwacht Google seine Nutzer genau, um diese Listen weiter zu personifizieren. So werden die von Hand erstellten Playlists durch Computerprogramme nachbearbeitet, um genau den Musikgeschmack zu treffen. Welche Alben hat der Nutzer heruntergeladen? Welche Künstler hört er? Welche Titel hebt er durch einen „Daumen-hoch-Button“ besonders hervor? Lena Heuermann:Für Deutschland gibt es die Ballermann-Hits beispielsweise. Die sind jetzt nicht so gern gehört in anderen Ländern, wie England oder Frankreich. Wir haben natürlich auch dafür gesorgt, dass wir viele deutsche Artisten dabei haben. Sei es Kro oder seien es die Fantastischen Vier oder wer auch immer, weil natürlich der Musikgeschmack ein sehr eigener ist und ein sehr persönlicher.
Das sind alles Signale, wo wir wissen, was der Musikgeschmack ist. Dann haben wir natürlich noch die Uhrzeit vom Laptop vom Handy, Android, welches Gerät auch immer man verwendet. Und das sind alles Signale, die wir zusammenführen, und können so dann diese Playlisten herstellen.
Auch der Nutzer selbst kann noch Musikstücke einfügen oder löschen.
Der Markt dieser Streamingangebote ist hart umkämpft. Vor kurzem kam Googles Konkurrent Apple neu hinzu. Das dürfte einer der Gründe sein, weshalb Google ausgerechnet jetzt mit der Idee kommt, von Menschen erstellte Musikprogramme als Neuerung zu verkaufen. Doch es passt auch in die Gesamtstrategie des Konzerns, Menschen zu beobachten und daraus mittels Computerprogrammen deren Bedürfnisse vorherzusagen.