Google will zusammen mit der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und den Industrie- und Handelskammern Deutschlands Wirtschaft fit für die Zukunft machen. Arbeitnehmer, Arbeitgeber und einer der großen internationalen Internetkonzerne – eine durchaus ungewöhnliche Kooperation. Was genau dahinter steckt, darüber berichtete ich bei MDR Aktuell.
Google-Chef Sundar Pichai ist höchst persönlich zur Einweihung der neuen Firmenräume in Berlin gekommen – 300 Mitarbeiter haben hier künftig Platz.
Er machte sehr schnell klar, worum es ihm geht: Digitale Bildung für alle.
Sein Unternehmen setze sich dafür ein, dass jeder von den Möglichkeiten digitaler Technologien profitieren könne.
Und so erreichte Google etwas, was in Deutschland nicht immer selbstverständlich ist: Arbeitgeber und Gewerkschafter setzten sich an einem Tisch, um nicht nur über die Zukunft der Arbeit zu reden, sondern auch um Lösungen zu finden.
Für die Industrie- und Handelskammer München ist Armin Barbalata mit dabei. Er zweifelt daran, dass die deutsche Wirtschaft schon heute für die Herausforderung der digitalen Zukunft gerüstet sei.
Ich sag es mal so: Da ist noch Luft nach oben. Laut einer IHK-Umfrage sind sieht sich nämlich erst ein Viertel der Unternehmen digital gut aufgestellt. Ein Drittel verortet sich sogar in der unteren Hälfte der Digitalisierungs-Skala.
Armin Barbalata, IHK München und Oberbayern
Der dritte im Bunde sieht die Arbeitnehmer nicht bereit für die Digitalisierung. Lothar Schröder von der Gewerkschaft ver.di:
Wenn Sie Arbeitnehmer in Deutschland danach fragen, was sie angesichts der Digitalisierung, angesichts des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz für Sorgen und Ängste haben, dann sagen Ihnen die Menschen: Wir haben Angst, der Veränderungsgeschwindigkeit nicht mehr Stand zu halten. Wir haben Angst, das Jobs und Qualifikationsprofile entwertet werden. An jeder Ecke taucht das Thema Qualifikation auf.
Lothar Schröder, ver.di
Und deshalb wollen Ver.di, die IHKs und Google gemeinsam Kursmodelle für ausgewählte Branchen entwickeln. Am Ende dieser Kurse soll es dann eine offizielle IHK-Zertifikatsprüfung geben. Die Kurse werden kostenfrei durch Google angeboten. Das Unternehmen greift dabei auf die Erfahrungen zurück, die es mit seiner Zukunftswerkstatt in den letzten beiden Jahren in Deutschland gemacht hat. 500.000 Menschen seien bei den kostenlosen Lehrgängen zur digitalen Weiterbildung dabei gewesen. Allein 10.000 von ihnen hätten im letzten Jahr einen neuen Job gefunden oder ihre eigene Firma gegründet, sagt Google-Chef Sundar Pichai.
Vielleicht sind es die kostenlosen Angebote, vielleicht sogar versteckte Werbung für den Internetkonzern – ver.di-Vorstandmitglied Lothar Schröder zögert zunächst bei dieser ungewöhnlichen Zusammenarbeit mit Google und den Arbeitgebern, aber er sieht das gemeinsame Ziel:
Da gibt es Themen, die uns trennen, die ich aber jetzt nicht ausführen will. Und wenn Google die Tore aufmacht, und Menschen, die anschlussfähig bleiben wollen die Chance gibt, mit Zukunftstechnologie zu beschäftigen, dann ist das eine gute Sache und dann ergänzt das die vielen Initiativen, die ver.di bereits unternimmt.
Lothar Schröder, ver.di
Dort, in den neuen Google-Räumen, wo jetzt noch die drei unterschiedlichen Partner miteinander sprechen, werden künftig die neuen Fortbildungskurse stattfinden – ab wann, das steht noch nicht fest. Doch schon jetzt gibt es die kostenlosen Kurse für jedermann.