MDR INFO, 09.11.12
1989 öffnete sich am Abend dieses Tage die Mauer in Berlin – und damit die Grenze zwischen den beiden Teilen Deutschlands. Der Internetkonzern Google erinnert daran und an die friedliche Revolution im Vorfeld des Tages – mit einem Museum. Aber einem sehr speziellen.
Präsentation des Google-Museums (Foto: Voß) |
Es gibt viele Dokumente über diese Zeit. Zuviele, um sie alle in einem richtigen – nicht digitalen – Museum auszustellen. Im Internet dagegen ist viel Platz. Der Fall des Eisernen Vorhangs. Unter diesem Titel startet zum 23. Jahrestag der Maueröffnung bei Google ein digitales Museum. Es hat 13 Ausstellungen, von denen fünf in Deutschland spielen. Die Idee dahinter ist ganz einfach: Google bietet den Historikern die Plattform und die technischen Möglichkeiten. Wieland Holfelder ist Leiter des Google-Entwicklungszentrums in München – für ihn ist das Museum eine faszinierende Idee, die auf spezielle Interessen von Google-Mitarbeitern zurückgeht. Google hat dafür die sogenannte 20-Prozent-Regelung – eine Zeit, wo die Mitarbeiter an eigenen kreativen Ideen arbeiten.
20 Prozent heißt bei uns, dass Mitarbeiter, Entwickler, Ingenieure, 20 Prozent ihrer Arbeitszeit dafür einsetzen können, um eben solche Projekte anzugehen, und dann komme so tolle Sachen dabei raus. Das kann keine Managemententscheidung jemals hervorbringen. Die Kreativität, die die Mitarbeiter hier mitbringen, um solche Dinge zu schaffen, ist an der Stelle sehr, sehr schön.
Wer die Seite im Internet besucht, findet einen Zeitstrahl. Dieser beginnt 1980 mit der polnischen Gewerkschaft Solidanosc, zeigt dann Bilder der Teilung in Deutschland und 1989 den Fall der Mauer. Zu sehen sind Fotos beispielsweise von den Demonstrationen in Berlin und Leipzig, aber auch zahlreiche Dokumente und Video. Der Zeitstrahl endet 1990 unter dem Titel „Wendejahre“.
Für die wissenschaftliche Aufarbeitung der Ausstellung hat sich Google Partner gesucht, beispielsweise die Robert-Havemann-Gesellschaft. Für Tom Sello, der das Projekt dort leitet, ist es wichtig jetzt viele Dokumente zeigen zu können, die sonst kaum einer sieht.
Das sind Flugblätter, das sind Aufrufe, das sind Gedächtnisprotokolle, Schilderungen von den Erlebnissen, von Menschen, wie sie die in dieser Zeit hatten über den Einsatz von Sicherheitskräften beispielsweise, und das sind Fotos, die es nicht so oft gibt, weil man konnte nicht immer fotografieren und nicht jeder hat sich getraut, diese Bilder zu machen.
Ausblick aus dem Tagungsraum auf die Mauer in der Bernauer Straße (Foto: Voß) |
Auch das Berliner DDR-Museum ist wissenschaftlicher Begleiter des Projektes Ist ein digitales Museum keine Konkurrenz für das herkömmliche Museum? Robert Rückel, Direktor des DDR-Museums, sieht das nicht so. Für ihn ist die Zusammenarbeit mit Google eine Erweiterung des Ausstellungsmöglichkeiten, keine Konkurrenz.
Der große Wert, den Ausstellungen, den Musen haben, der ist natürlich das Original. Das Original, dass man dort sehen kann. Bei uns kann man viele Dinge anfassen, da kann man selbst aktiv werden, es ist also auch ein Event. Ich glaube, das sind die zwei Punkte: das Original, was wir da haben im Museum, und das Event, was man während des Museumsbesuches hat. Auch das Fernsehen hat Kino nicht umgebracht, nur verändert.
Google nutzt übrigens für das Museum bereits vorhandene Technologien, die eigentlich ganz anders eingesetzt werden. Beispielsweise bei Streetview, dem in Deutschland umstrittenen Projekt, bei dem Straßenzüge fotografiert werden.
Der Eiserne Vorhang und sein Geschichte ist nur ein Thema im digitalen Museum von Google. Es soll noch mehr geben und dabei setzt das Unternehmen auf die Zusammenarbeit mit weiteren realen Museen.