Das Straßenbahndepot Leutzsch ist so etwas wie die stille Reserve der Leipziger Verkehrsbetriebe. Eigentlich ist es außer Betrieb. Doch die Anschlussstrecke durch die Rathenaustraße wurde nie geschlossen. Immer wieder tauchten hier „Geisterzüge“ auf, die den Abschnitt passierten. Seit März 2020 gibt es nun sogar Züge der Linie 7 und 15, die in den Abendstunden durch die Rathenaustraße fahren.
Abendliche und morgendliche Fahrten durch die Rathenaustraße
Die Straßenbahnen halten in den Morgen- und Abendstunden auch an den Haltestellen „Büthnerstraße“ sowie „Straßenbahnhof Leutsch“. Die Bahnen werden nachts im Depot abgestellt.
Offenbar beginnen hier auch Schichten einiger Straßenbahnfahrer, die zum Teil zu Fuß (oder mit dem Bus 67) bis zum Rathaus Leutzsch gehen, um dort andere Fahrer abzulösen. Vermutlich wird in Corona-Zeiten dadurch die Betriebshof Angerbrücke entlastet.
Fahrten werden auch in der App easyGO angezeigt
Die Haltestell Büthnerstraße wird an Schultage genau zwei Mal von einem Bus angefahren. Doch nun halten hier auch wieder Straßenbahnen.
Diese Fahrten werden sogar in der App easyGO angezeigt, mit der jeder seine Bus- und Bahnfahrten in Leipzig planen kann.
Kleine Geschichte des Depots
1902 wurde das Depot Leutzsch von der damaligen Großen Leipziger Straßenbahn (GLSt) errichtet. Neben dem Verwaltungsgebäude gibt es zwei Fahrzeughallen, die 85 und 110 Meter lang sind. Daneben gibt es ein Freistellgleis, welches an den ehemaligen Bahnhof Leutzsch angrenzte. Eine Wendeschleifen um das Verwaltungsgebäude herum ersetzte die bisherige Endstelle vor dem Bahnhof. 1987 kam noch eine weite Freistellanlage mit sieben Gleisen hinzu.
Am 27. Mai 2001 wurde der Straßenbahnhof Leutzsch (so der offizielle Name) geschlossen. Damals führte Leipzig sein neues, weitgehend bis heute erhaltenes Straßenbahnnetz ein. Es war auch das Ende der Linie 27, die bislang von Leutzsch nach Schönefeld fuhr, und damit auch nach 102 Jahren das Ende des Straßenbahnlinienbetriebs in dem Abschnitt zwischen Rathaus Leutzsch und Straßenbahnhof Leutzsch. Seitdem fährt hier mit geänderter Route der Bus 67.
2011 wurde der benachbarte S- und Regionalbahnhof 500 Meter gen Süden verlegt, um dort erneut einen direkten Straßenbahnanschluss zu haben. Die Bahnsteige verschwanden, das Empfangsgebäude stürzte teilweise ein, ist aber noch bewohnt.
Seitdem wird der Straßenbahnhof Leutzsch immer wieder provisorisch genutzt.
2004 bis 2006 wurde das Gelände vorübergehend sogar komplett und rund um die Uhr als Ersatz für den Straßenbahnhof Angerbrücke, der umgebaut wurde, genutzt. Danach wurde das Depot Hauptstandort der Leipziger Instandsetzungbetriebe, einer Tochter der Leipziger Verkehrsbetriebe.
Zwischen 2005 und 2011 wurde im Straßenbahnhof Leutzsch die von den Leipziger Verkehrsbetrieben selbstgebauten Züge des Typs Leoliner (NGT 6) endgefertigt
2016 standen hier alte Tatra-Züge herum, die ausgemustert waren und auf ihre Verschrottung warteten.