Demenzkranke fallen aus dem normalen Leben heraus. Meist ist ihr Kurzzeitgedächtnis gestört, so dass die einfachsten Dinge des Lebens zu einem Problem werden. Sie müssen immer wieder erinnert werden – ob es um das Trinken, Essen, Schlafen oder um andere eigentlich selbstverständliche Abläufe geht. Die Technische Universität Chemnitz will mit einem Projekt im Alltag der Demenzkranken helfen.
Lars Meinel gehört zu den Entwicklern dieses automatischen Erinnerungssystems für Demenzkranke.
Wir haben ein Sensorsystem entwickelt, was in der Lage ist, die Aktivitäten der Menschen mit Demenz zu erfassen, auf Basis dieser Daten Erinnerungsfunktionen zu Verfügung zu stellen. Zum Beispiel: „Trinken Sie mal wieder was!“
Das Besondere: Nun kontrolliert das System auch, ob der Demenzkranke sich wirklich etwas zum Trinken holt und das auch herunterschluckt. Dabei wird der Patient von dem Kontrollsystem nicht viel bemerken – außer den Erinnerungen natürlich.
Dieser Sensor ist eine kleine eher unauffällige Box und registriert sämtliche Bewegungen in dem Raum – erkennt somit auch die typische Trinkbewegung oder andere wichtige Vorkommnisse. Ein Programm wertet diese Daten aus und entscheidet dann, ob nochmals erinnert werden muss oder ob die Erinnerung gelöscht werden kann. Die Erinnerungen werden im Modelprojekt auf dem Fernseher als Einblendung ist das laufende Programm angezeigt. Doch es gibt noch viel mehr Möglichkeiten, die natürlich auch von den Fähigkeiten des Erkrankten abhängen, sagt Lars Meine von der TU Chemnitz:Der Patient selbst hat nichts bei sich. Das ist ein kontaktloses System, basierend auf einem 3D-Sensor. Und der wird im Wohnraum installiert. Etwa ein Sensor pro Raum.
Alternativ könnte man das auch auf einem Tablet-PC oder auf einem Smartphone anzeigen. Wie genau das dann dem Menschen mit Demenz nahegebracht wird, das muss in einem Folgeprojekt noch genauer untersucht werden.
Auf eines nehmen die Entwickler große Rücksicht: auf den Datenschutz. Denn das System zeichnet alles auf – und der Betroffene selbst hat aufgrund seiner Demenzerkrankung keinerlei Übersicht darüber.
Wir sind dem so begegnet, dass dieses optische Sensorsystem alle sensiblen Daten intern verarbeitet. Also, diese Box, die Sie hier sehen, enthält die komplette Verarbeitungseinheit und muss nur notwendige Informationen nach außen kommunizieren, um die Erinnerungsfunktion auszulösen.
Genau dieses Prinzip werde auch genutzt, wenn das Gerät Daten an die Angehörigen oder an professionelle Pflegekräfte weiterleitet, erklärt Lars Meinel. Auch dabei würden nur Informationen weitergegeben, die für eine Alarmierung notwendig sind. Das System solle Pflegekräfte nicht ersetzen, sondern den Demenzpatienten helfen, länger in ihrer gewohnten Umgebung zu bleiben.