MDR INFO, 16.11.13
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Der Leipziger Christian Fuchs ist Journalist. Zusammen mit seinem Kollegen John Goetz hat er jetzt das Buch „Geheimer Krieg“ geschrieben. Darin geht es darum, wie von Deutschland aus der Krieg gegen den Terror gesteuert wird. Ich traf Christian Fuchs in Leipzig.
Während Christian Fuchs über sein Buch redet, flammt die Leidenschaft in seinen Augen auf.
Was wir gerne starten würden wäre eine Debatte darüber, ob die deutsche Bevölkerung das möchte, was gerade passiert. Möchten wir daran beteiligt sein, dass Menschen in Somalia oder im Jemen sterben ohne Gerichtsurteil, ohne Anwalt? Möchten wir, dass wir ausgehorcht werden, damit die Amerikaner Terroristen finden? Möchten wir, dass Geheimgefängnisse von deutschem Boden aus geplant werden?
CIA-Logistikzentrale in Frankfurt baut geheime Gefängnisse
Christian Fuchs / John Goetz: Geheimer Krieg (Foto: Michael Voß) |
Christian Fuchs recherchierte zusammen mit seinem us-amerikanischen Kollegen John Goetz sieben Jahre an dem Buch. Dabei stießen beide auch auf die CIA-Logistikzentrale in Frankfurt am Main. Von hier aus – so ergaben die Recherchen – wurden zwischen 2001 und 2004 Geheimgefängnisse geplant und deren Bau organisiert. Ähnlich wie in Guantanamo mussten sich die Geheimdienste nach eigener Definition dort nicht an die US-Gesetze halten. Gebaut wurde in Polen, Rumänien und Marokko.
In diesem Fall kam uns zu Pass, dass der Leiter dieser CIA-Zentrale in einen Korruptionsskandal verwickelt war. Und innerhalb dieses Verfahrens in den USA kam heraus, was eigentlich seine Aufgabe genau war in seiner Zeit in Deutschland. Und dann haben wir natürlich gesucht und Mitarbeiter gefunden, die dort gearbeitet haben. Wir haben Opfer gefunden, die entführt wurden, die uns bestätigt haben, wie diese Geheimgefängnisse aussehen. Wir haben auch diese Gefängnisse gefunden, Zulieferer aus Deutschland gefunden, die dort Material hingeliefert haben.
Spionagedienstleister arbeitet auch für Deutschland
Autor Christian Fuchs (Foto: Michael Voß) |
Doch es gibt noch viel engere Bindungen zwischen Deutschland und den US-Geheimdiensten. So wird in dem Buch „Geheimer Krieg“ auch über die US-Firma CSC berichtet, die auch für deutsche Regierungsstellen arbeitet. Christian Fuchs:
An dieser Firma kann man sehr gut sehen, wie sich das in den letzten 10 Jahren verändert hat: Ein Unternehmen, was vor 10 Jahren noch ein reine IT-Unternehmen war, und dann in großem Umfang Aufträge von der US-Regierung bekommen hat, ändert sich dann ganz schnell seinem Charakter und bietet auch andere Dinge an, die ein Geheimdienst braucht. Eben in diesem Fall Flugzeuge für Entführungsflüge.
In Deutschland beschäftige sich CSC beispielsweise mit der Einführung des elektronischen Personalausweises und mit dem Aufbau eines digitalen Waffenregisters. Dem Bundesfinanzministerium werde bei der Einführung elektronischer Kontoauszüge und dem Bundesverteidigungsministerium beim Sicherheitskonzept der Marine geholfen.
US-Kampfdrohnen werden von Deutschland aus eingesetzt
Die beiden Autoren beschreiben im Buch „Geheimer Krieg“ außerdem, wie von Deutschland aus der US-Drohneneinsatz in Afrika koordiniert wird.
Was die wenigsten Menschen wissen, ist, dass es in Stuttgart ein ganz großes Kommando für alle Drohneneinsätze in Afrika stationiert ist. Da sitzen 1.500 US-Soldaten und die geben die Befehle für solche Drohnenangriffe.
Christian Fuchs erzählt weiter, in Afrika würden die Drohnen genutzt, um gezielt Menschen ohne Gerichtsverfahren zu töten, wenn sie als Terroristen verdächtigt werden. Die endgültige Entscheidung dazu würde aber in den USA gefällt: Präsident Obama müsste jeden tödlichen Einsatz vorher freigeben.
Das Buch der beiden Journalisten recherchiert die Vorgänge bis in kleinste Detail. Dabei wurden US-Homepages mit Stellenanzeigen, offizielle Ausschreibungen genutzt und Beteiligte interviewt.