Die Leipziger Hainstraße stammt noch aus dem Mittelalter. Die steinerne sich windende Treppe im Geschäftshaus erinnert an den Aufstieg in einer Burg. Erst als der Hausherr die Tür zum Büro mit einem Funksender öffnet, wird klar: Hier entsteht Zukunft. Dabei war der Anfang der Firma nicht einfach, erzählt Marcel Etzel, der mit vier anderen ehemaligen Kollegen die Softwarefirma für das Programm Apiomat gegründet hat.
Wir hatten naturgemäß für Techniker wie uns einen recht schwierigen Start. Weil: Technologisch waren wir uns sehr einige, darüber, was wir machen. Haben das auch relativ schnell im Jahr 2013 online gebracht. – Das war nur die falsche Zielgruppe.
Ursprünglich war die junge Firma Ansprechpartner für kleinere Betriebe, die moderne winzige Programme, sogenannte Apps, auf den Smartphones ihrer Kunden haben wollten. Doch diese Perspektive änderte sich.
Wir glauben, dass in Deutschland und in Europa jedes größere Unternehmen so etwas wie einen Apiomaten für sich selber braucht. Weil: Der Schlüssel wird sein, Apps und alles was danach noch komm, am Fließband zu produzieren.
Und genau da setzt das eigene Programm an. Der Apiomat verbindet die bestehenden alten, aber funktionierenden Computernetze der großen Unternehmen mit der modernen Technologie der Zukunft, den Apps – auch Applikationen genannt,
… indem er diese Brücke schlägt, zwischen alter und neuer Welt, Schnittstellen automatisch generiert, zur Verfügung stellt und dann natürlich auch mittlerweile Teile von den Applikationen automatisiert mitgeneriert.
Das jeweilige Unternehmen braucht also nicht auf seine vertraute Büro-Software zu verzichten, sondern kann weiterarbeiten, wie bisher. Der Apiomat übernimmt dabei selbstständig Aufgaben, für die sonst ein Programmierer Lösungen finden müsste. Das betrifft die Schnittstellen zwischen den alten und neuen Programmen, aber auch das Programmieren der neuen Apps. Für das betroffene Unternehmen ist das ein Zeit- und Geld-Gewinn.
Seit 2014 wird der Apiomat jetzt in der aktuellen Version verkauft – und zwar konsequent an große Unternehmen, der neu definierten Zielgruppe. Auch über den Standort hatten sich die fünf Leute, die ursprünglich in Jena arbeiteten, lange Gedanken gemacht. Jena kam nicht in Frage. Schlechte Infrastruktur – gemeint sind die Gehaltsstrukturen und die Miethöhen – und eine Stadt, die einfach zu klein ist, sagt Marcel Etzel.
Dann hatten wir zur Auswahl Berlin und Leipzig. Am Ende ist die Wahl auf Leipzig gefallen, weil es a) eine wunderschöne Stadt ist und b) natürlich, weil hier die Infrastrukturkonsten, die Universitäten, die drumrum liegen – das war einfach ein perfektes Umfeld.
Inzwischen hat das Unternehmen die Zahl der Mitarbeiter verzehntfacht: 50 Menschen arbeiten hier. Auch die Zielgruppe ist aufgegangen: Einige Großunternehmen haben sich bereits für den Apiomat entschieden.
Beim Verlassen des Unternehmens wird klar, das historische Treppenhaus und das moderne Büro haben etwas Symbolisches: Sie verbinden ebenso wie der Apiomat Altes und Neues zu einer funktionierenden Einheit.