Mitteldeutschland künftig mit wasserstoffbetriebenen Zügen?

Leipzig, S-Bahnhof Wilhelm-Leuschner-Platz
Leipzig, S-Bahnhof Wilhelm-Leuschner-Platz – fahren durch den City-Tunnel bald auch Züge mit Wasserstoffantrieb?
MDR Aktuell, 21.01.19

Die S-Bahn Mitteldeutschland verbindet vier Bundesländer: Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Doch noch immer gibt es Städte, die nicht an das S-Bahnnetz angeschlossen sind. Dort halten nämlich nur Dieselzüge und die dürfen nicht durch den zentralen City-Tunnel in Leipzig fahren – zuviel Gestank und Schadstoff. Nun gibt es eine mögliche Lösung – die sogar umweltfreundlich ist. Darüber berichtete ich für MDR Aktuell.

Es sind Städte wie Grimma, Bad Lausick, Zeitz und Gera, die bislang nicht an das Mitteldeutsche S-Bahnnetz angeschlossen sind. Das stört den Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig – kurz ZVNL. Dessen Geschäftsführer Oliver Mietsch, will das ändern und  weist darauf hin, dass 2025 der Betrieb der S-Bahn neu ausgeschrieben wird. Dann endet der Vertrag mit der Deutschen Bahn AG. Und das…

…wäre ja eine Gelegenheit zu sagen, wie kann man die Orte, die es eigentlich von dem Fahrgastaufkommen her hergeben würde, dass man sie anbindet, die aber leider die technischen Voraussetzungen nicht haben, wie kann man das bewerkstelligen. Und da haben wir in der Tat jetzt schon eine Alternative angeschaut, nämlich wasserstoffbetriebene Züge angeschaut.


Oliver Mietsch, Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig

Und zwar in Niedersachsen, denn dort wird die neuartige Antriebstechnik derzeit ausprobiert. Von außen sehen die Triebwagen nicht anders aus, als herkömmliche Dieselzüge. Für die Fahrgäste ist es im Fahrzeuge sogar viel ruhiger, denn das typische Tuckern des Dieselmotors fehlt.

Einer der Fahrgäste ist auch Rainer Peters, der Sprecher der Landesverkehrsgesellschaft Niedersachsen:

Ein wasserstoffbetriebener Zug ist so leise, dass ich bei der Premierenfahrt gar nicht bemerkt habe, dass wir gestartet sind.

Rainer Peter, Landesverkehrsgesellschaft Niedersachsen

Diese Premierenfahrt ist mittlerweile über drei Monate her. Seitdem sind die beiden ersten Züge im normalen Fahrgastbetrieb unterwegs. Und das enorm erfolgreich:

Der erste Eindruck ist gut. Es hat keine Pannen gegeben. Der Zug hat gut funktioniert. Die Fahrgäste sind alle zufrieden gewesen.

Rainer Peter, Landesverkehrsgesellschaft Niedersachsen

Statt Dieselgestank strömt aus dem Auspuff  des  Triebwagens Wasserdampf – quasi wie aus einem Teekessel. Die Antriebstechnik nutzt Brennstoffzellen. Diese wandeln Wasserstoff und Luft in Wasser um. Dabei entsteht Strom. Dieser wiederum treibt einen Elektromotor an.

ZVNL-Geschäftsführer Oliver Mietsch sucht bereits nach weiteren Partnern, um beispielsweise ein Netz von Wasserstofftankstellen aufzubauen, die es bislang in Mitteldeutschland nicht gibt.

Wir hätten zum Beispiel die große Hoffnung, dass dann nicht nur die Züge davon profitieren, sondern vielleicht auch Busunternehmen, weil: Dadurch könnte man die Kosten für den Aufbau dieser komplett neuen Betankungsinfrastruktur halt senken.

Oliver Mietsch, Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig

Aus Niedersachsen wird beruhigt: Zumindest die laufenden Kosten für die umweltfreundliche Technik würden sich in Grenzen halten, sagt Rainer Peters, von der dortigen Landesverkehrsgesellschaft:

Insgesamt betrachtet glaube ich, dass man sagen kann, das Wasserstoff günstiger ist. Denn Sie müssen sehen, Sie haben eine positive Klimabilanz, Sie haben nicht den Zwang, Dieselstrecken zu elektrifizieren. Und eine Elektrifizierung ist sehr, sehr teuer.

Rainer Peter, Landesverkehrsgesellschaft Niedersachsen

Niedersachsen hat bereits 14 weitere Züge bestellt. Ob auch Mitteldeutschland mitzieht, müssen Leipzig und die benachbarten Landkreise entscheiden. Anfang Februar soll zumindest probeweise ein erster Wasserstoffzug von Leipzig nach Grimma fahren.