Warum dauert es so lang mit dem schnellen Internet?

Breitbandkabel (Foto: Michael Voß)
Breitbandkabel (Foto: Michael Voß)
MDR Aktuell-Hörer Marcus Roth bat uns, doch mal über die Internet-Geschwindigkeit in Deutschland zu berichten. Im Vergleich zu allen Industrie-Staaten weltweit hätten wir die langsamsten Downloadraten. Ich fragte nach, weshalb es in Deutschland so langsam beim schnellen Internet geht.

Fakt ist: In Europa liegt Deutschland nur auf Rang 15 der Breitbandversorgung. So steht es im Breitbandbericht der Bertelsmann-Stiftung. 81,4 Prozent aller Haushalte haben eine Anbindung von mindestens 30 Mbit/s. Das ist zwar noch immer über dem europäischen Durchschnitt, aber eben nur Mittelfeld. Malta ist Musterknabe auf Platz 1 – dort erreicht die Breitbandtechnologie 100 Prozent aller Haushalte.

Christian Zieske, stellvertretender Geschäftsführer im Breitbandbüro des Bundes (Foto: Michael Voß)
Christian Zieske, stellvertretender Geschäftsführer im Breitbandbüro des Bundes (Foto: Michael Voß)
Die Gründe für den schleppenden Ausbau des schnellen Internets sind sehr unterschiedlich. Christian Zieske, stellvertretender Geschäftsführer im Breitbandbüro des Bundes, sieht einen Grund im komplizierten Aufbau der Verwaltungen der großen Bundesländer. In Berlin, Bremen und Hamburg würde dagegen vieles schneller gehen.

Wir haben in den Bundesländern ja zum Beispiel drei Stadtstaaten. Dort haben wir eine hohe Bevölkerungsdichte, ein relativ kleines politisches Gefüge auch an Entscheidungsträgern. Das heißt, die Gebietskörperschaft ist teilweise dort so ähnlich wie sowohl eine Gemeinde, als auch ein Landkreis. Also anders agil.

Agil, weil es eine flache Hierarchie gibt. Abstimmungen könnten so schneller stattfinden. In den Flächenländern gebe es auch noch sehr regionale Gründe für die Verzögerungen des Ausbaus:

Das liegt zum Beispiel an der Bodenklasse, also an der Schwierigkeit im Terrain, Glasfaser günstig unter die Erde zu bekommen. Es hat aber auch damit zu tun, dass in den Gebietsstrukturen teilweise sehr viele dünn besiedelte Flächen sehr weitläufige Verbindungen erfordern.

Weitläufige Verbindungen seien vom verbrauchten Material her schon teurer. Außerdem müssten viel mehr Kommunen zustimmen. Im ländlichen Bereich erreicht Deutschland sogar nur einen Versorgungsgrad von 37 Prozent. Ausgerechnet in Sachsen-Anhalt, wo es viele dieser ländlichen Flächen gibt, wurden jetzt 15 Millionen Euro an Fördergeldern überhaupt nicht abgerufen. Für das Breitbandbüro des Bundes ist es einer der typischen Fehler, woran der Ausbau des schnellen Internets scheitert. Den Städte und Kommunen fehlt das Wissen, wie sie an das Geld kommen. Doch genau dafür bieten Chrstian Zieske und sein Team Beratung und Koordinierung an – und zwar vor den und während der Arbeiten. Gerade mit der Bündelung von Bundes- und Landesmitteln könnte viel Geld zusammenkommen.

Der Bundesförderansatz beträgt 50, im Höchstfall 70 Prozent. Das ist eine Staffelung, je nach der Wirtschaftskraft der Gemeinde. Aber darüber hinaus sind Landesmittel ein ganz wichtiges Moment, um die Förderung schnell auf den Weg zu bringen.

Ganz schlimm sieht es laut Bertelsmann-Breitbandstudie bei der Glasfasertechnologie aus: Da liegt Deutschland weit unter dem europäischen Durchschnitt auf Platz 23. Und das könnte gravierende Folgen haben, wenn die neue Funktelefontechnologie 5G eingeführt wird, mit der schnell große Datenmengen auf die Smartphones geschickt werden können.

Sie brauchen für die Zukunft ein engmaschiges Glasfasernetz, damit sie diese Datenmengen beherrschen.

Denn durch die Luft geht nur der letzte Weg zum Smartphonenutzer. Dazwischen laufen die Daten über das normale Breitbandnetz, welches in Deutschland heute schon nicht ausreichend ist und demnächst unter Stau leiden dürfte.