Bots gelten eigentlich als schädliche Computerprogramme, die zum Beispiel selbstständig bei Twitter Mitteilungen schreiben. Sie haben keinen guten Ruf. Der Twitter-Account @Trump2cash – wobei das „to“ als Zahl „2“ geschrieben wird – ist solch ein Bot. Doch dieses kleine Programm lässt sich gut nutzen und verspricht, was der Name sagt: Bargeld durch Trump. Max Braun aus San Franzisco hat das Programm während eines Fluges von Amerika nach Europa geschrieben. Mit dem Radioreporter möchte er nicht sprechen, aber im Internet hat er dazu einiges in einer Art Tagebuch geschrieben. Er mag den neuen Präsidenten nicht, heißt es dort. Aber findet es gut, wie dieser bei Twitter schreibt, denn dort ist Max Braun auch unterwegs. Und er hat beobachtet, wie die Aktien großer Firmen an Wert zunehmen, wenn die Firma von Trump positiv erwähnt wird, oder abstürzen, wenn der Präsident dieser Firma zürnt. Für Börsenhändler ist es wichtig, so etwas zeitnah zu wissen. Also lässt Max Braun seinen Bot sofort eine Twitter-Nachricht schicken, wenn Donald Trump ein börsennotiertes Unternehmen bei Twitter erwähnt. Je nach dessen Einschätzung des Unternehmens schickt das Programm dann den Namen der Firma mit einer Hand, die den Daumen nach oben oder unten hält. Kaufen oder verkaufen, heißt das.
Funktioniert das? Frage an den Börsenspezialisten Joachim Schallmeyer von der DekaBank, dem Wertpapierhändler der Sparkassen:
Das kann, zumindest am Anfang, auch mal funktionieren. Man hat ja auch gesehen, dass durchaus die betroffenen Firmen eine gewisse Kursreaktion gezeigt hatten.
Ein fiktives Musterdepot, welches Max Braun mit 100.000 Dollar am 06. Dezember 2016 startete und sich dann nur nach den Kauf-Empfehlungen seines Bots richtete, erreichte bis zum 30. Januar 2017 einen Gewinn von 7.644 Dollar.
Nordstrom $JWN 👎https://t.co/Zjn3XHh190
— Trump2Cash 💰 (@Trump2Cash) 9. Februar 2017
Doch am 8. Februar (us-smerikanischer Ortszeit) ging dann alles daneben. 4.700 Dollar Verlust wegen einer falschen Vorhersage des kleinen Programms. Das hatte nämlich zum Abstoß der Nordstrom-Aktien aufgerufen, nachdem Donald Trump der Kaufhauskette vorgeworfen hatte, seine Tochter unfair zu behandeln. Doch die Börse reagierte anders und die Aktien stiegen. Seitdem hält sich das Musterdepot ohne größere Bewegungen immerhin noch um 2.900 Dollar über dem Startkapital. Doch, was Max Braun da im kleinen programmiert hat, ist für den Börsenspezialisten Joachim Schallmeyer eigentlich nichts neues:
Grundsätzlich ist die Thematik, dass man über intelligente Software gewisse Schlagzeilen herausfiltert und versucht einen Informationsvorsprung daraus zu generieren, nichts Neues. Neu ist es, dass man mit so einem Programm tatsächlich Tweets durchforstet, vor allen Dingen Twitter-Nachrichten, die von einem US-Präsidenten gesendet werden.
Max Braun, der übrigens im Gegensatz zu manchem Bot ein real existierender Mensch ist, lässt in seinem Computertagebuch allerdings offen, ob er selbst bereits Geld mit seinem Programm erwirtschaftet hat.