Das Gespräch über den Arbeitsplatz der Zukunft findet an einem runden Stehtisch statt – gut für einen Dialog, jeder ist gleichberechtigt, kein Tischende oder Schreibtisch hebt einen Chef hervor und man kann sich gut in die Augen schauen. Udo-Ernst Haner ist beim Fraunhofer Institut zuständig für den Forschungsbereich „Innovation bei der Wissensarbeit“ – also für die Arbeit, die bisher hauptsächlich am Schreibtisch stattfindet.
Unternehmen sollten sich tatsächlich Gedanken machen, wie sie es ihren Mitarbeitern ermöglichen, selbstständig zu entscheiden, wie und wo sie ihre Arbeit am besten erledigen. Fakt ist, dass wir tatsächlich, wenn wir auf die Mitarbeiter und deren Arbeitsprozesse eingehen, ihre Leistungsfähigkeit steigern können.
Microsoft hat deshalb schon vor Jahren den flexiblen Arbeitsort für die Mitarbeiter der deutschen Tochter eingeführt. Personalchef Markus Köhler bestätigt die Einschätzung des Wissenschaftlers:
Uns ist es egal, von wo der Mitarbeiter arbeitet. Das kann er selbst entscheiden. Unsere Erfahrung damit ist nur positiv. Wie der Kollege schon sagte: Die Mitarbeiter nehmen das sehr konstruktiv auf. Sehr positiv. Es gibt eine Flexibilisierung im Alltag. Und das hilft natürlich ungemein.
So würden einige Mitarbeiter auch Zuhause bei ihrer Familie arbeiten. Der Mensch steht also selbst beim Softwarehersteller Microsoft im Mittelpunkt. Das ist wichtig, meint auch der Unternehmensberater Pa Sinyan von Gallup Deutschland. Doch geht es ihm um einen echten Dialog zwischen Mitarbeitern und Führungskräften – sein Tipp:
Mehr Fokus darauf setzen, wirklich in den Dialog zu treten. Sicherzustellen, dass wir uns auch gegenseitig verstehen. Dass wir gegenseitig auch wissen, was braucht der andere, um sich am Arbeitsplatz nicht nur wohl zu fühlen, sondern auch emotional gebunden zu sein.
Seine Mitarbeiter binden, will auch Microsoft. Das Unternehmen baut derzeit seine Deutschland-Zentrale vollständig neu. Dabei wird Wert auf das Raumkonzept gelegt. Vier Bereiche wird es geben. Und jeder hat andere Aufgaben und Einrichtungen, erklärt Personalchef Markus Köhler:
In dem Bereich, wo Sie kreativ zusammenarbeiten, werden Sie unterschiedliche Möglichkeiten haben: Lounges, Ecken. Wo Sie sich austauschen können, werden Sie auch Technologien haben: Whiteboards, mit denen man zusammenarbeiten kann.
Whiteboards, auf denen man Skizzen anfertigen oder Texte schreiben kann – die gute alte Tafel in Weiß oder auch als großer Touchscreen. Gleich nebenan wird es einen Denkbereich geben, wo konzentriert und ungestört gearbeitet werden kann. Kein Telefon, kein Kollege – nichts unterbricht hier. Eingeplant ist natürlich auch der klassische Bürobereich, wo man Dinge abarbeitet und trotzdem erreichbar ist. Und dann gibt es den Diskussionsbereich, wo man sich aktiv mit Kollegen austauschen kann, im Stehen, auf der Sitzgruppe – und nach außen akustisch abgetrennt.
Für den Wissenschaftler vom Fraunhofer Institut ist klar: Künftig werden bei solchen Diskussionen immer häufiger Personen mit hinzugeholt, die in anderen Städten oder auch Staaten sitzen. Das kann im Zweiergespräch schnell mal mit Skype oder anderen Video-Telefoniediensten geschen. Doch auch weitere Möglichkeiten sind denkbar, beispielsweise ein Monitor, der den Teilnehmer in der Ferne in Originalgröße zeigt. Udo-Ernst Haner:
In anderen Situationen ist es notwendig, deutlich hochauflösendere Bildgebung zu verwenden, um tatsächlich das Blinken im Augen oder das Verziehen des Mundwinkels zu erkennen.
Die Technik dient also dafür, den Menschen – im wahrsten Sinne des Wortes – besser ins Bild zu setzen. Und genau darin sind sich die drei Experten einig. Der Mensch wird trotz aller Technik weiterhin der Mittelpunkt im Bürobetrieb bleiben – auch, wenn er vielleicht von Zuhause oder aus dem Ausland zugeschaltet wird.