Datenjournalist. Das ist die Berufsangabe von Michael Kreil. Sein Job ist es, aus öffentlich zugänglichen Daten Geschichten zu erzählen. Dass das ganz lebendig sein kann, zeigt er auf dem Chaos Communication Congress 2017 in Leipzig. Die Geschichte einer Falschmeldung – diese habe ich für den ARD-Hörfunk begleitet.
Hier ist ein Tweet von der AfD Magdeburg, die sagt: Das Auswärtige Amt – erhöhte Terrorwarnstufe für Schweden. Das hat natürlich nichts mit irgendwas zu tun. #AfD wählen. Einige Tage später kam ein Tweet des Auswärtigen Amtes, die dann die Gegendarstellung veröffentlichten: Es gibt keine Reisewarnung für Schweden. #Fakenews.
Michael Kreil hat ein Jahr lang 1,6 Millionen deutschsprachige Twitter-Accounts und 400 Millionen Kurzmitteilungen des Dienstes – sogenannte Tweets – gesammelt und ausgewertet. Dafür konnte er aus den sogenannten API-Daten von Twitter verfolgen, was jeder Nutzer schrieb, welche Tweets er online setzte.
Man kann sie nicht nur im zeitlichen Verlauf anschauen, sondern man kann tiefer einsteigen.
Michael Kreil steigt tiefer in die Daten ein, und schaut, wie sich die Nutzer verhielten, die die Fakenews geteilt – also weitergeleitet – hatten.
Also, ich habe jetzt mal schematisch dargestellt die Gegendarstellungs- und Fakenewsverbreiter und man sieht, von den Fakenewsverbreitern 89 Prozent die Gegendarstellung mitbekommen haben, aber sie nicht weiter teilen.
Mit anderen Worten: Die Nutzer haben die Falschmeldung über die Reisewarnung des Auswärtigen Amtes weiterverbreitet und bewusst dessen Richtigstellung nicht erwähnt. Bei den Gegendarstellungsverbreitern sieht es genau andersherum aus: Nur 45 Prozent von ihnen haben die ursprüngliche FakeNews überhaupt mitbekommen.
Politisch interessant wird der nächste Schritt seiner Datenanalyse: Unter den 1,6 Millionen untersuchten Twitter-Accounts hat er Politiker herausgesucht und sie jeweils den entsprechenden Parteien zugeordnet. Dann hat Michael Kreil versucht, Schnittmengen zu finden und diese grafisch auf einer der Hauptbühnen auf dem Chaos Communication Congress darzustellen.
Und jetzt verändere ich diese Färbung und zwar als erstes die Fakenewsverbreiter.
Gelächter im Publikum, denn die entsprechenden Datenpunkten färben sich fast durchweg in der Farbe der AfD ein.
Der Witz ist, dass es nicht die AfD-Abgeordneten selber sind, die Fakenews verbreiten, aber sie finden sich in einer gleichen Gruppe darin.
Und diese Gruppe sei diejenige, die der AfD nahesteht, entsprechende politische Kurzmitteilungen bei Twitter sendet oder die Partei im Parlament als Abgeordnete vertritt.