Der neue Online-Reiseplan der Bahn ist nicht tatsächlich neu…

MDR INFO, 03.08.10

Die Bahn hat ihr Internetangebot aufgefrischt. „Was ist wirklich neu?“, will ich von der Bahn wissen – und dabei kam Erstaunliches heraus. Launige Anmerkungen zum neuen Internet der Bahn.

„Praktischer Reisebegleiter: Der neue Online-Reiseplan der Deutschen Bahn“ – so steht es über der Pressemitteilung. Prima, fast pünktlich zur Hauptreisezeit, nur leicht verspätet, wie man es von vielen Zügen gewöhnt ist, gibt es was Neues bei der Bahn.
Frage an Andreas Fuhrmann, Stellvertretender Pressesprecher für den Personenverkehr der Deutschen Bahn: Was ist wirklich neu?

Wir haben einen neuen Service, den Online-Reiseplan. Der ist für alle Nutzer des Online-Tickets gedacht. Und zwar kann man dort über einen Link alle Informationen rund um die Fahr abrufen. Das sind zum Beispiel Informationen zu Anschlüssen, das sind Informationen zum Zielbahnhof. Und das hatte man vorher zwar auch schon auf Bahn.de finden können, aber man musste halt wissen, wo – und jetzt ist es einfach über einen Klick ganz einfach zu finden.

Also: Es gab schon alles vorher, nur jetzt ist es besser zu finden. Apropos: Besser zu finden. Auch für den normalen Kunden, der die Seite Bahn.de besucht, ohne sich ein Online-Ticket zu kaufen, fällt auf, dass sich die Menüführung geändert hat:


Die neuen Schnelleinstiege bei Bahn.de – weil ja bei uns immer gesagt wurde, man möchte schnell nur was zu Tickets finden, oder schnell nur was zu, zu Pünktlichkeit usw. finden – das haben wir jetzt noch mal neu sortiert sozusagen und auch optimiert halt für Tablets oder Mobiltelefone, weil wir da einfach die sozusagen Berührbarkeit per Finger vereinfacht haben.
Neu sortiert, optimiert und die Berührbarkeit per Finger vereinfacht. So richtig innovativ ist das eigentlich nicht.
Ok, bei den Umbauarbeiten wurde dann zumindest speziell für Handy- oder Smartphonenutzer etwas verbessert?

Nein, es gibt in diesem Sinne nicht eine explizite mobile Version, sondern dass ist dann einfach die verkleinerte Darstellung sozusagen des Bildschirms, den sie sonst auf dem PC oder dem Tablet sehen.
Aha. 
Dem internetbegeisterten bahnfahrenden Reporter fällt da nur noch eine Frage an Bahnsprecher Andreas Fuhrmann ein:  Sind die Kollegen der Süddeutschen Zeitung nicht viel fortschrittlicher – denn immerhin zeigen sie seit einem knappen Jahr eine animierte Grafik, auf der man in Echtzeit die Verspätungen jedes einzelnen Fernzuges in Deutschland sieht? Zugmonitor heißt das Projekt.
Wir waren ja Vorreiter bei diesen Dingen. Also, wir haben ständig die Informationen für Reisende verbessert, zum Beispiel, in dem wir in der Fahrtenauskunft schon gleich anzeigen, ob der Zug pünktlich ist oder nicht. All diese Schritte haben wir ja schon seit Jahren eingeleitet und bauen diesen Service ja auch weiter auf. Der Zugmonitor geht da etwas anders vor. Aber wie gesagt, all diese Informationen finden sie schon seit Jahren auf Bahn.de bzw. auf dem DB Navigator.
Irgendwie versteht man nur „Bahnhof“. Auch hier ist also schon alles seit Jahren vorhanden. So richtig neu ist offenbar gar nichts, an dem neuen Online-Reiseplan der Bahn.
(c) Michael Voß, www.michael-voss.de

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