Zweitgrößter europäischer Internetanbieter vergrößert Berliner Rechenzentrum

MDR INFO, 12.11.13
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Auf der Herbsttagung des Bundeskriminalamtes geht es heute um das Thema Cybercrime – Kriminalität und Sicherheit im Internet. Ein Thema, was in Deutschland immer mehr an Bedeutung gewinnt. So beispielsweise in Berlin. Dort sitzt der zweitgrößte europäische Internetanbieter Strato. Ich konnte den aus Datenschutz- und Sicherheitsgründen geheimen Ort besuchen.

Berliner Serverzentrum von Strato (Foto: Strato)

Es hat etwas Konspirative: Das Serverzentrum von  Strato liegt unerkannt mitten in Berlin. Hier sind zigtausende von Internetseite gespeichert. Von außen zeigt sich nichts anderes, als ein altes Industriegebäude, wie es zahlreiche davon gibt. Der Name einer Tarnfirma steht am Türschild. In das Gebäude geht es dann über einen klapprigen alten Lastenfahrstuhl. Doch das Äußere täuscht: Hinter der Fahrstuhltür, die sich nur mit einer Zugangskarte öffnen lässt, verbirgt sich modernste Technik. 55.000 Server stehen hier – sozusagen eines der größten europäischen Rechenzentren.
Ein Dauerrauschen liegt im Raum, denn die Rechner müssen ständig auf 18 bis 22 Grad gekühlt werden, damit sie nicht heiß laufen. Und das ist auch der Grund, für ein Mammutprojekt, erzählt Christian Müller, der Technikvorstand bei Strato:

Wir bauen gerade unser Rechenzentrum in Berlin um, um die Kapazität der Energieversorung zu erweitern. Wir hoffen, dass wir im Lauf des Umbaus 30 Prozent mehr Kühlleistung und mehr Stromzufuhr in das Center einbauen können.

Fünf Jahre sind für diesen Umbau veranschlagt, weil er während des laufenden Betriebes vor sich geht. Platz für weitere Rechner gibt es in dem weitläufigen Gebäude, nur gab es bislang keine ausreichenden Kühlkapazitäten und ausreichende Energiezufuhr.

Strom ist der Lebensnerv des Serverzentrums und damit ein großes Sicherheitsrisiko: Zwei unabhängig Starkstromleitungen führen den Strom von außen zu. Bis hin zu jedem einzelnen Server bleibt es bei den zwei getrennten Stromkreisläufen – sollte einer ausfallen, werden die Computer weiter über den anderen Kreislauf versorgt. Sollte der Strom vollständig ausfallen, gibt es eine eigenen Stromversorgung: Mehrere Dieselaggregate können anspringen. Sie sehen aus wie Schiffsmotoren, haben sogar Handpumpen mit Holzgriffen, um notfalls manuell Diesel in die Motoren zu bekommen.

Wir sind in der Lage momentan 8 Megawatt Leistung selbst zu erzeugen. Wir haben immer scherzhaft gesagt: Im Zweifelsfalle reicht das auch noch, die Umgebung und die Haushalte im Stadtteil mitzuversorgen.

Christian Müller
(Foto: Strato)

Viel gefahrvoller ist für Christian Müller allerdings das Risiko, das Kundendaten abgefischt werden. Zwischen den eigenen Standorten – Berlin  und Karlsruhe – werden die Daten verschlüsselt  hin-  und hergeschickt. Doch…

… irgendwo sind wir mit dem großen Internet verbunden. Irgendwo gehen die Daten aus unserer Kontrolle in das Internet und was danach passiert, entzieht sich oft unserer Kenntnis.

Gerade die modernen Glasfaserkabel seien ein Sicherheitsrisiko:

Diese Glasfaserkabel können durch bestimmte Techniken angezapft werden, ohne dass der Betreiber des Glasfaserkabels es wirklich merkt, speziell, in dem man die so ein bisschen leicht biegt und an den Knickstellen tritt dann etwas von dem Licht auf, das man auffangen kann.

Während Christian Müller dies erklärt, sorgt ein Wachmann dafür, dass kein Besucher unerkannt in den Serverbereich zurückläuft. Auch wenn diese Speicher hier bestens geschützt sind, bleiben die Daten im Internet weiterhin durch Fremdzugriffe gefährdet.

(c) Michael Voß, www.michael-voss.de

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