Selbstversuch: Was passiert, wenn eine Identität digital geraubt wird?

Täter gibt sich als "Anje" aus und will Geld (Screenshot)
Täter gibt sich als „Anje“ aus und will Geld (Screenshot)

Nach Auskunft des Landeskriminalamtes in Sachsen-Anhalt ist der der digitale Identitätsdiebstahl die am stärksten wachsende Kriminalitätsform im Internet. Doch was muss ich genau machen, wenn sich jemand im Internet für mich oder für einen Bekannten ausgibt, es aber nicht ist? Mir ist genau das passiert und ich habe über den unfreiwilligen Selbstversuch bei MDR Aktuell berichtet.

Mich erreicht die Nachricht mit der geraubten Identität um 6:33 Uhr (Screenshot)
Mich erreicht die Nachricht mit der geraubten Identität um 6:33 Uhr (Screenshot)

Morgens um 6 Uhr 33. Mein Handy piept. Eine Nachricht beim  Facebook-Messenger von einer mir bekannten Nutzerin.

Wie geht es dir? Ich bin in der Schweiz unterwegs. … Kann ich dich um etwas bitten? Hast bestimmt e-banking oder?

Täter gibt sich als Anje Heinz aus

Ich ahne, hier stimmt etwas nicht. Trotzdem gehe ich zum Schein auf die Kommunikation ein. Kurz darauf werde ich um 2.950 Euro gebeten, die ich bis 10 Uhr auf ein bestimmtes Konto überweisen soll. Schon drei Tage später würde ich 3.100 Euro zurückbekommen. Mein Verdacht erhärtet sich. So gut kenne ich die Person nicht, dass sie mich um Geld bitten würden. Ich rufe sie deshalb an. Und so bestätigt Anje Heinz dann, dass jemand anders ihren Account übernommen habe:

Ich habe circa 5:30 Uhr mein Telefon eingeschaltet und seitdem steht es gefühlt nicht mehr still. Sei es über Whats App, sei es über SMS, sei es auch über Anruf kommen die Nachrichten rein von Bekannten, von Freunden, von Geschäftspartnern. Demzufolge wurden hunderte meiner Kontakte angeschrieben.

Anje Heinz

Alle bekamen denselben Hilferuf mit der Geldforderung. Die Textbausteine waren zum Großteil identisch. Anje Heinz gab noch am Morgen bei der Polizei im sächsischen Colditz eine Anzeige auf.

Es war nicht ganz einfach für den Polizeibeamten, die ganze Sache nachzuvollziehen. Man konnte mir eigentlich  nicht wirklich helfen. Man hat alles aufgenommen, aber auch wirklich gleich gesagt: Da kenne ich mich nicht aus.

Anje Heinz

Zur gleichen Zeit passierte mir Ähnliches im Polizeirevier Halle in Sachsen-Anhalt. Dort gab es nicht einmal eine E-Mailadresse, an die ich eine Kopie des Dialoges bei Facebook weiterleiten konnte. Ich musste es deshalb ausdrucken und als Fax senden. In Sachsen-Anhalt ist für Internetkriminaltiät das Landeskriminalamt zuständig. Einer der dortigen Experten ist Steffen Heuer. Er empfiehlt jedem…

… dass, wenn er an einen Kollegen gerät, der dort nicht so versiert ist, was das Phänomen Internetqualität betrifft, dass man sich zumindest dann den Kontakt geben lässt, von dem zuständigen Sachbearbeiter der Kriminalpolizei.

Steffen Heuer, Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt

Denn für die Ermittlungen sei  es sehr wichtig, dass genau diese Daten bei den zuständigen Kriminalbeamten ankommen. Als Betroffener sollte man deshalb darauf achten ….

… dass ich alle Dinge, die das dokumentiere, und das, was täterseitig an mich herangetragen wurde, dass diese Dinge nicht gelöscht werden, dass diese also vorgehalten werden, und spätestens, wenn die Polizei diese abfragt, dann zur Verfügung gestellt werden können.

Steffen Heuer, Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt

Weitere Erste-Hilfe-Maßnahmen seien die Information der eigenen Bank, sollte es dort beispielsweise Kontobewegungen geben, die man selbst nicht veranlasst hat, und das Ändern aller Passwörter. Wenn man keinen Zugriff mehr auf Facebook, Twitter oder andere Dienste habe, sollte man auch bei den Unternehmen direkt das Zurücksetzen der Accounts veranlassen.

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