#rC3: Chemnitzer Ehepaar zeigt, wie Programmierer Beeinträchtigten helfen können

Karola und Robert Köpferl setzen sich für Barrierefreiheit ein
ARD Hörfunk

Auf der diesjährigen Jahresversammlung des Chaos Computer Club ging es auch um konkrete Fortbildung in einem speziellen Bereich. Wie mache ich Programm für Menschen mit Behinderungen einsetzbar? Ein Ehepaar aus Sachsen hat dazu einen Vortrag gehalten. Darüber berichtete ich für den ARD-Hörfunk.

Karola und Robert Köpferl leben in Chemnitz. Sie ist Sozialpädagogin und Politikerin, er ist Softwareentwicklern und Gründer. Beide sind verheiratet und machen sich für Menschen mit Beeinträchtigungen stark. Für Karola Köpferl eine ideale familiäre Kombination:

Der eine kennt den Computer und der andere die Menschen.

Karola Köpferl

Beide sind im Chaos Computer Club aktiv und traten deshalb auf dem diesjährigen Hackertreffen vor das Mikrofon. Allerdings von zuhause aus per Video zugeschaltet, denn die Veranstaltung findet wegen der Corona-Pandemie unter dem Namen rC3 rein digital statt. Das Ehepaar setzt sich für die Barrierefreiheit im Bereich der Computer ein, die das Leben für sogenannte Behinderte erleichtern soll. Knapp 16 Prozent der Deutschen hätten Beeinträchtigungen unterschiedlicher Art, sagt Karola Köpferl, und vermeidet absichtlich das Wort „Behinderte“. Ihr Mann, Robert Köpferl, ergänzt:

Es gibt halt Menschen mit Beeinträchtigungen, weil es halt von der Umgebung nicht passt, dann werden die Barrieren halt zum Problem, zur Behinderung.

Robert Köpferl

Und von diesen Barrieren gebe es im Internet viele. Deshalb sei es wichtig, als Programmierer zu wissen, wie beispielsweise Blinde Internetangebote lesen können. So gebe es eine spezielle Tastatur, sagt Karola Köpferl…

… die hat eine Braillezeile, mit der zum Beispiel Dinge ausgegeben werden. Und da ist es zum Beispiel möglich, wenn das Dokument ordentlich hergestellt ist, das ich unten auf einer Zeile das mitlese. Die Brailleschrift hebt sich hoch und ich kann das dann erstasten.

Karola Köpferl

Das bedeute, dass eine barriefreie Seite im Internet mit viel Text arbeiten müsse. Fotos oder Grafiken beispielsweise sollten durch zusätzliche Texte beschrieben werden, die aber für Sehende unsichtbar sind und nur für die Braillezeile oder andere Hilfsmittel erfasst werden. Welche Befehle das in den entsprechenden Programmiersprachen erreichen, erklärt das Ehepaar den Hackern und Informatikern auf dem Kongress.

Karola Köpferl weist dann auch auf Texte hin, die am Computer geschrieben werden. Textverarbeitungsprogramme böten die Möglichkeit, Überschriften automatisch einzurichten, aber auch Absätze korrekt zu formatieren. Für Sehende sei das meist egal, doch für Blinde könnten es Barrieren sein. Sie nennt als Beispiel Vorleseprogamme – sogenannte Screenreader –  die geschriebene Seite hörbar machen.

Ich habe geschrieben, „Absätze statt Leerzeichen“. Jeder kenn von uns warhscheinlich denjenigen, der immer die Seite wechselt mit ganz viel Enter-Drücken. Der Effekt: Der Screenreader liest „leer, leer, leer“. Da hast du irgendwann keine Lust mehr zu lesen.

Karola Köpferl

Eine Stunde gibt das Ehepaar den Hackern und Programmieren Tipps, wie sie ihre Seiten und Programme barrierefrei machen können. Am wichtigsten sei es, mit den Menschen, die Beeinträchtigungen haben, zusammen alles zu entwickeln, sagt Karola Köpferl.

Einfach mal zu gucken, wie ist der Alltag eines typischen Nutzers, typischen Nutzerin meiner geplanten Entwicklung. Es kann ein Computerprogramm sein, es kann aber auch ein Fahrkartenautpmat sein. Wie wird der genutzt?

Karola Köpferl

Außerdem sollten die Nutzer genau befragt werden, auch nach ihren Wünschen.

.. und dann zu einem sehr, sehr frühen Schritt mit den Usern zu testen.

Karola Köpferl

In den Tests zeige sich dann tatsächlich, wie Menschen, die nicht hören oder nicht sehen können, mit den Ergebnissen zu recht kommen.

Karola Köpferl betont, es sei wichtig nicht nur für Beeinträchtigte zu arbeiten, sondern mit ihnen zusammen, um dann die richtigen Lösungen zu erreichen.