Neue Abmahnwelle im Internet ist offenbar ein Schadprogramm

MDR INFO, 08.07.14
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Eine Abmahnwelle rollt seit gestern durch das Internet. Nach ersten Schätzungen sollen bereits 10-tausend Menschen E-Mails bekommen haben, in denen ihnen illegaler Musik-Download aus dem Internet vorgeworfen wird. Doch diese Abmahnungen sind nicht echt – dahinter steckt offenbar ein Schadprogramm. Was man als Empfänger machen kann – und was man vor allem nicht machen sollte, dazu berichtete ich heute bei MDR INFO.


300 besorgte Anrufer waren es gestern allein bei einer auf das Internet spezialisierten Kölner Anwaltskanzlei. Der Grund: Die E-Mails sehen einfach sehr echt aus. Den Empfängern wird darin vorgeworfenen, aus dem Internet illegal bestimmte Musiktitel heruntergeladen zu haben. Die Anrufer wollten deshalb sicher gehen, dass sie rechtlich richtig betreut werden. Doch für Rechtsanwalt Christian Solmecke ist klar: Er kann da nicht viel machen, denn die E-Mails sind eindeutig gefälscht. Seine Tipps, um zu erkennen, ob es sich um falsche Abmahnungen handelt:

Nun, zunächst einmal ist es sehr selten, dass Anwälte per E-Mail abmahnen. Das ist zwar rechtlich möglich, in der Praxis kommt es aber nicht so oft vor. Und wenn ich eine Abmahnung per E-Mail bekomme, dann sollte ich auf jeden Fall schon einmal stutzig werden. Dann waren die Telefonnummer, die in den E-Mail angegeben worden sind, Telefonnummern von Privatpersonen. Wer also da angerufen hat, der hat relativ schnell festgestellt, dass das hier keine echten Abmahnungen sind.

Außerdem deuten Rechtschreibefehler und unpersönliche Anreden darauf hin, dass es sich zumindest nicht um seriöse Anwaltskanzleien handelt. Ebenso ungewöhnlich sei es, dass keine Unterlassungserklärung verlangt werde, die jeder Anwalt bei einer tatsächlichen Abmahnung sofort formulieren würde.

Und ganz wichtig und besonders gefährlich: Es gibt einen Anhang, in dem sich eine sogenannte zip-Datei befindet. Dabei handelt es sich um eine komprimierte Datei, die vermutlich beim Öffnen auf dem Rechner Schaden anrichtet. IT-Sicherheitsexperten sind derzeit noch dabei, die möglichen Auswirkungen zu analysieren. Die Experten warnen aber schon jetzt davor, den Anhang zu öffnen. Denn genau das wollen die Absender offenbar erreichen, um dadurch mögliche Schadprogramme zu starten.

Für Rechtsanwalt Christian Solmecke ist diese gefälschte Abmahnwelle sehr gefährlich und viel trickreicher, als bei anderen ähnlichen Vorfällen:

Das ganze unterscheidet sich doch erheblich von normalen Spam-E-Mails, da die Sachverhalte real waren und die Anwälte, die vermeintlich die E-Mail geschrieben haben, auch real waren.

Real waren die Anwälte zwar, aber sie haben die E-Mails nicht verschickt. Wer wirklich dahinter steckt, ist bislang nicht bekannt.

(c) Michael Voß, www.michael-voss.de

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