Mein heutiger Beitrag: Regionalbahnen haben Rekordfahrgastzuwächse

17.12.14 (MDR INFO) – Ein Kundenzuwachs von über 4.400 Prozent in 15 Jahren – das klingt nach einem Erfolgsrezept. Und niemand würde denken, dass es sich dabei um eine Bahn handelt. Die Regiobahn aus Mettmann bei Düsseldorf ist die Nummer 1 der Regionalbahnen – doch auch in Mitteldeutschland schafften es zwei Bahnen auf die Liste der Besten, die vom Verein „Allianz pro Schiene“ erstellt wurde. Doch ein Fahrgastrekord ist nicht alles…

Die Zschopautalbahn in Sachsen galt vor 14 Jahren eigentlich schon als verloren. Als dann das Hochwasser 2002 der Strecke von Annaberg bis Chemnitz den Rest gab – war eigentlich alles aus. Doch in der Region sah man das anders. Heute ist sie eine der beiden erfolgreichsten Regionalbahnen in Mitteldeutschland, wie Dirk Flege vom Verein „Allianz pro Schiene“ feststellt:

Sie hat in den vergangenen sieben Jahren, auch durch eine Angebotsverbesserung und moderne Fahrzeuge, die eingesetzt werden, und kundengerechtes agieren auf dem Markt haben die eine Verdoppelung der Fahrgastzahlen hinbekommen. Und wir haben auch die Elster-Saale-Bahn von Gera nach Hof – die hat sogar in zwei Jahren es geschafft, die Fahrgastzahlen zu verdoppeln, in dem auch der Takt ausgebaut worden ist.

Ein ausgebauter Takt – mehr Züge – weniger Wartezeit für die Fahrgäste. Das ist das Geheimrezept der Bahnfirmen. Doch die Planung einer Bahnstrecke in Deutschland ist gar nicht so einfach. Seit 1996 ist der Bahnverkehr im Zuge der Bahnreform regionalisiert. Die Bundesländer, Städte und Kreise schreiben Strecken aus und bestellen dann bei den siegreichen Anbietern Bahnverbindungen mit genauen Forderungen zur Taktzeit, zur Wagenanzahl und vielen anderen Angeboten. Dafür zahlt der Bund 7,3 Milliarden Euro jährlich an die Länder. Pro Jahr werden es 1,5 Prozent mehr – zumindest bislang. Für Dirk Flege lohnt sich diese Ausgabe – die die dezentrale Planung des Verkehrs aus den Regionen heraus habe die Bahn vorangebracht:

Das hat enorme Kräfte freigesetzt. Da sind viele neue Züge beschafft worden. Da sind Angebote verbessert und ausgeweitet worden. Und seit dem haben wir einen sehr, sehr starken Fahrgastzuwachs im Schienenpersonennahverkehr.

Doch Bahnen sind in Deutschland – trotz aller Rekorde – noch immer ein Verlustgeschäft. Auf einen Fahrpreis von 70 Cent zahlt der Staat durchschnittlich noch 30 Cent drauf. Erst dann rechnet sich das Geschäft für die Bahnunternehmen. Der Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig beauftragt für die Stadt Leipzig und die umliegenden Landkreise Bahnunternehmen. Geschäftsführer Oliver Mietzsch fürchtet gerade um das Geld, mit dem er das alles bezahlen soll. Denn der Bundestag hat die vereinbarte automatische Anhebung der jährlichen Zahlungen gestrichen.

Wir haben gerade mit dem Mitteldeutschen S-Bahnnetz und mit der Eröffnung des City-Tunnels ein hervorragendes Nahverkehrssystem hier im Ballungsraum Halle-Leipzig in Betrieb genommen. Und es kann nicht sein, dass wir dann, weil der Bund nicht zu seinen Verpflichtungen steht, und auch das Land dann nicht aus Eigenmitteln, wenigstens übergangsweise, ausgleicht, das wir dann innerhalb kürzester Zeit diese tollen Verkehrsleistungen wieder teilweise rückgängig machen müssten.

Eine Einkürzung der S-Bahn wäre ein gewaltiger Schlag für die Region Mitteldeutschland. Doch weil das so auch in allen anderen Bundesländern ist, winkte der Bundesrat einstimmig den Wunsch durch, jährlich 1,2 Milliarden Euro mehr zu bekommen. Das letzte Wort jedoch hat der Bundestag – und die Verkehrsplaner wissen bis heute nicht, wieviel Geld sie 2015 zu Verfügung haben.

Schreibe einen Kommentar