Kommentar: Auch die Facebook-Nutzer sind schuld am Datenmissbrauch

Facebook-Startseite
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Daten von 50 Millionen Facebook-Nutzer sind vom Anbieter zu einer Datenanalyse Firma gelangt und wurden dort genutzt, um ganz genaue Profile der jeweiligen Person zu erstellen. Diese erhielten dann gezielt Werbung zur US-Präsidentenwahl. So heißt es bislang. Facebook muss sich jetzt diversen Anhörungen vor Parlamenten stellen. Dazu kommentierte ich bei MDR Aktuell.

Wenn Facebook von dem Datenmissbrauch wusste, dann ist das sehr schlecht.

Wenn Facebook von dem Datenmissbrauch nichts wusste, dann ist das sehr fahrlässig und vor allem auch extrem peinlich.

Wie auch immer, Facebook kommt aus dieser Geschichte nicht ohne Vertrauensverlust heraus.

Doch bei aller Empörung dürfen wir Facebook-Nutzer – wie vielleicht Sie sowie ganz bestimmt ich – eines nicht vergessen: Die Daten liefern wir selbst. Und wir sind es auch, die auf persönlich auf uns zugeschnittene Werbetexte und andere Veröffentlichungen reinfallen. Oder eben nicht.

Wenn ich den Geschäftsbedingungen bei Facebook zustimme, bin ich selbst schuld, wenn Facebook meine Daten nutzt. Wenn ich bei Facebook öffentlich Statements von Politikern like – also sage, dass ich sie gut finde -, muss ich mich nicht wundern, wenn jemand Rückschlüsse auf meine politische Richtung zieht. Wenn ich meine Freundeslist für jeden lesbar lasse, sich darauf viele Christen befinden, weiß jeder ziemlich sicher, dass ich kein Muslim bin. Wenn ich mich orten lasse, muss ich mich nicht wundern, wenn andere meinen Arbeitsplatz, meine Hobbys, meine Urlaubsorte, meine Einkaufsziele kennen und daraus sogar einen Rückschluss auf meine finanzielle Situation ziehen können.

Auf mich trifft einiges davon zu. Und auf Sie?

Das ist aber nur die eine Seite beim Umgang mit Facebook.

Aus diesen vielleicht harmlosen Informationen hat dann die britische Datenanalysefirma Cambridge Analytica hochbrisante Persönlichkeitsprofile erstellt. Darin stand bei den US-Amerikanern über sexuelle Neigungen bis hin zur politischen Einstellung alles drin. Vor der Präsidenten-Wahl, so der Vorwurf, bekamen Clinton-Anhänger gezielt negative Meldungen über die Kandidatin zugeschickt, während den Trump-Anhängern nur positive Dinge über den Kandidaten erreichten.

Und hier beginnt die andere Facebook-Seite, nämlich wie ich mit Nachrichten und Informationen umgehe, die ich in dem sozialen Netzwerk lese.

Glaube ich jedem Inhalt? Glaube ich es, wenn ausgerechnet meine Kandidatin schlecht gemacht wird? Glaube ich es, wenn die Partei, für die ich oft Likes setze, in vielen Texten gut weg kommt?

Die Antwort sollte ganz klar „Nein“ heißen. Schauen Sie bewusst in Zeitungen, sehen Sie sich die Nachrichten im Fernsehen an und hören Sie diese im Radio. Vergleichen Sie und glauben Sie nicht alles sofort.

Zurück zu Facebook und gleichzeitig als Idee für die Politik: Kostenfreie Medienkunde für alle könnte eine sinnvolle Auflage und Strafe für Facebook sein.