IFA: Der Stift erobert die digitale Welt

SmartPad von Wacom (Foto: Michael Voß)
SmartPad von Wacom (Foto: Michael Voß)
Schreiber, ein Füllfederhalter gar, kann als Statussymbol gelten, wenn er nur wertvoll genug ist. Wichtige Verträge wurden vergoldet unterschreiben. Doch die Zeiten ändern sich. Einigen Abgeordneten wurde der Kauf von Montblanc-Stiften beinahe zum Verhängnis. Und im Computerzeitalter nutzt kaum noch jemand den Schreiber. Doch nun taucht er wieder auf. Ich habe ihn auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin für die ARD-Hörfunksender entdeckt.

Blau-Weiß sind die Farben von Microsoft. Und so sieht auch der Stand auf der Funkausstellung aus. Bildschirme, Tastaturen und Mäuse – sie gehören einfach zu dem Programmgiganten. Markus Nitschke, einer der Microsoft-Verantwortlichen für Windows 10, kommt mit fast überraschenden Neuigkeiten:
Markus Nitschke, Experte für Windows 10 bei Microsoft (Foto: Michael Voß)
Markus Nitschke, Experte für Windows 10 bei Microsoft (Foto: Michael Voß)

Ein Themenbereich, den wir besonders entwickeln, ist die natürliche Interaktion mit Rechnern. Das bedeutet zum Beispiel: Wir haben mit dem Update im August die Stiftfunktion erweitert. Ich kann jetzt einen Rechner mit dem Stift komplett bedienen. Das heißt, wie eine Maus bedienen, aber auch meine Notizen machen. Ich kann Zeichnungen machen.

Bislang war diese Funktion eher stiefmütterlich behandelt worden. Einige Nutzer klagten darüber, dass der Rechner schlichtweg nicht erkannte, was Nutzer und Stift wollten. Doch auch die Konkurrenz hat den Stift entdeckt. Lenovo präsentiert auf der Funkausstellung sein Yoga Book, welches auch Handgeschriebenes annimmt und sogar in digitale Texte umwandeln kann.

Direkt neben dem Microsoft-Stand ist das Düsseldorfer Unternehmen Wacom. Jeroen Van’t Hoofd präsentiert die neueste Kreation.

Jeroen Van’t Hoofd von Wacom
Jeroen Van’t Hoofd von Wacom

Hervorragende Entwicklung. Der Stift ist ein intuitives Eingabegerät für alle kreativen Ideen, die einem im Kopf rumspringen. Der Stift ist wahrscheinlich älter als der Mensch.

Der Stift, den Jeroen Van’t Hoofd in der Hand hat, ist zumindest sehr neu. Er macht sich Notizen auf einen Papierblock. Dazu trägt er eine Mappe, die es im wahrsten Sinne des Wortes in sich hat:

Es ist ein sogenanntes SmartPad. Das nennt sich deshalb so, weil es jedem ermöglicht, ganz normal mit dem Stift auf einem Papier Notizen u machen und sie per Knopfdruck zu digitalisieren.

Danach werden die Notizen entweder in digitale Buchstaben umgewandelt oder – bei Zeichnungen – als Grafik gespeichert. Drahtlos kann die Datei dann auf jeden Computer oder jedes Tablet verschickt werden. Der Stift funktioniert wie jeder andere Kugelschreiber auch, nur das innen eine Spule ist. Und deren Bewegungen werden von der Mappe drahtlos mitverfolgt, auch wenn noch 50 Seiten des Papierblocks dazwischen sind. An der Technik sind inzwischen viele Unternehmen interessiert erzählt Jeroen Van’t Hoofd:

Klar, da gehören Namen hinzu wie auch der technischen Seite Samsung und im klassischen Schreibwarenbereich auch Namen wie zum Beispiel Montblanc.

Gemeinsam fand am Wochenende am Rande der Funkausstellung eine Konferenz statt, bei der man über Standards für die sogenannte digitale Tinte sprach. Montblanc startet heute mit seinem ersten digitalen Luxus-Schreiber und dem dazugehörigen SmartPad, die Technik dafür liefert Wacom.