Identifikation mittels biometrischer Daten

MDR INFO, 28.03.14
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Die Datenschützer im Bund und in den Ländern haben sich heute für einen besonderen Schutz der biometrischen Daten ausgesprochen. Jeder, der eingescannt wird, müsse auf jeden Fall seine Genehmigung erteilen. Dabei geht es insbesondere um Programme, die im Internet Fotos auswerten: Jeder Mensch wird so eindeutig identifizierbar, auch auf anderen Fotos. Wofür die Biometrie bereits genutzt wird und wie sie künftig Passwörter oder andere Zugangsdaten ersetzen soll, hab ich in Erfahrung gebracht.
Die Biometrie wird weltweit für höhere Sicherheit eingesetzt. Doch in Deutschland sind Firmen und Behörden noch sehr zurückhaltend im Vergleich zu anderen Ländern.  Die Bundesdruckerei in Berlin ist einer der best geschütztesten Orte in Deutschland. Wer hier rein kommt, könnte Geld oder Ausweise drucken. Hier weiß man, wie Sicherheit geht. Und hier kommt niemand rein, der nicht rein darf. Alexandra Haberstroh von der Bundesdruckerei schildert die drei Kontrollphasen, die es für diesen Hochsicherheitstrakt gibt.

Wir unterscheiden das in Wissen, Besitz und Identität. Wissen wäre zu Beispiel eine einfach PIN-Nummer einzugeben. Besitz ist zum Beispiel der Besitz einer elektronischen Karte, mit der man sich ausweisen kann. Und die dritte Komponente ist immer Identität, zum Beispiel das Gesichtsbild oder der biometrische Fingerabdruck.

Biometrie bedeutet in diesem Fall das Umrechnen eindeutig identifizierbarer Körpermerkmale in Zahlencodes. Die Bundesdruckerei arbeitet bei diesen Sicherheitssystemen mit der Hamburger Firma Dermalog zusammen, die sich auf digitale Fingerabdrücke spezialisiert hat. Oliver von Treuenfels kennt die Vorteile des Fingerabdrucks:

Ja, wir extrahieren von einem einzigen Fingerabdruck zum Beispiel über 60 Merkmale. Und es sind nicht nur die Merkmale, sondern es sind auch die Relationen der Merkmale zu einander.

Dur diese Kombinationen lassen sich Personen eindeutig erfassen. Und das ist nicht nur für Einlasskontrollen wichtig. So lässt sich damit auch die bisherige PIN bei der EC- oder Kreditkarte ersetzen.

Auf dieser Bankkarte befindet sich dann auch dieser Fingeabdruck-Code, womit dann diese Person Zahlvorgänge durchführen kann, ohne, dass sie eine PIN benutzt, sondern lediglich mit dem Fingerabdruck und das mache wir im Ausland schon.

Derzeit werde in Nigeria das gesamte Bankensystem auf diese Zahlmöglichkeiten umgestellt. So soll die Geldwäsche eingedämmt werden, denn selbst, wenn jemand unter falschen Namen bezahlt, ist seine Identität mit dem Fingerabdruck eindeutig feststellbar.

In Halle läuft derzeit ein gemeinsames Projekt der Martin-Luther-Universität zusammen mit der Gesellschaft Innovativer Systeme. Hier geht es um eine noch sicherere biometrische Erkennung von Personen – ihnen wird sozusagen aus der Hand gelesen, erzählt der Leiter der Projektierung, Joachim Richter:

Wir benutzen jetzt das Muster der Venenerkennung in der Innenhandfläche. Es sieht also so aus, dass per Infrarotstrahlung die Haut durchdrungen wird und das sauerstoffarme Blut reflektiert die Strahlung. Die wird dann per Kamera erfasst und ausgewertet.

Der Vorteil der Venen ist, dass sie mit bloßen Augen nie vollständig sichtbar sind. Sie bieten deshalb noch mehr Schutz, als der sichtbare Fingerabdruck. Das Leben ohne PIN ist also schon Realität, nicht nur in den Hochsicherheitsbereichen des Staates und großer Unternehmen, sondern langsam auch im Alltag aller Menschen.

(c) Michael Voß, www.michael-voss.de

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