Hörbuch der Woche: S. Sean Coleman, net wars, Der Code

Heute geht es um net wars – der Code, einem Hörbuch von M. Sean Coleman. Ich habe mir den Roman angehört.

Ein spannender Roman. Aber nicht nur das: Brandaktuell zeigt dieses Hörbuch die Gefahren, die sich im Internet verbergen und plötzlich auftauchen – zum Beispiel ganze Netzwerke, die auf einen Schlag lahm gelegt werden. Bis letzte Woche hätte jeder das noch als interessante Fantasie des Londoner Autoren M. Sean Coleman gehalten. Doch nach den Hackerangriff auf den französischen Fernsehsender TV 5, bei dem der gesamte Betrieb lahm gelegt wurde, weiß jeder: Das ist möglich.
Bei dieser sehr realistischen Schilderung wird mir beim Hören richtig unwohl, wenn ich dann das restliche Umfeld der Geschichte höre:

Bleib in dem Schatten. Nur aus dem Verborgenen kannst du effektiv arbeiten. Wenn deine Deckung auffliegt, ändere deine Position.

Ein Tipp für Strider, jenen Helden, der ein wenig herüberkommt, wie ein Robin Hood der Neuzeit, wäre da nicht dessen Hang zu besonders drastischen Lösungen:

Sie werden mich nie kennenlernen. Aber ich bringe ihnen den Tod. Ich weiß, was sie getan haben, denn ich sehe alles, was sie tun. Sie stehen nicht über dem Gesetz. Denn ich bin das Gesetz. Bitten Sie nicht um Vergebung oder Mitleid. Seien Sie sich nur über eines im Klaren: Wenn Sie nicht nach dem Code leben können, müssen Sie nach dem Code sterben. Strider

Der Code bestimmt sein Handeln: Strider setzt das durch, was danach richtig ist – und hält sich dabei selbst nicht an das Gesetz. Das ist für ihn sehr schwierig, denn im realen Leben heißt er Scott Mitchell und ist Gesetzeshüter in einer Sondereinheit. „Strider“ dagegen ist sein geheimer Name, mit dem er als Hacker im Internet unterwegs ist – und der Name ist sehr bewusst gewählt:

Strider sollte so sein wie sein Namensgeber in „Herr der Ringe“: Ein geheimnisvoller Waldläufer, der im Dunkeln lauerte, alles beobachtete, alleine unterwegs war, die Unschuldigen bewachte, das Böse bekämpfte und das Gute beschützte, ohne, dass man ihn je sah oder etwas über ihn wusste. Er würde die Welt zu einem besseren Ort machen.

Während des Zuhörens bleibt bei mir weiter ein leichtes Unbehagen. Die Stimmung wird unterstützt durch die exzellente Stimme von Rolf Berg, der als einziger in den insgesamt 413 Minuten spricht. Berg ist Schauspieler, Sprecher und Kampfchoreograph – er kennt also mit aktionsreichen Handlungen sehr gut aus. Trotzdem sind es gerade die exzellent eingesetzten Pausen, die die Texte zum Wirken bringen.

Der Container war schalldicht, so dass niemand die gedämpften Schreie hören konnte, die aus seinem Inneren kamen.

Der nicht immer so heldenhafte Held der Geschichte, Strider, kämpft plötzlich an zwei Fronten: Gegen einen Kinderporno-Ring, der Mädchen per Container verschifft, und gegen eine Mafia im sogenannten Dark Net, dem geheimen Internet. Diese hat weltweit Computer mit einer Schadsoftware verseucht und will die System zum Absturz bringen.

Zusammengefasst: Spannend, aktionsreich, unheimlich realistisch und hörenswert.