Gibt es einen Cyberwar?

MDR INFO, 26.03.13
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„Cyberwar“ – das klingt ein wenig, wie „Star Wars“ und Zukunft. Cyberwar – der Krieg im Internet. Da läuft er und eigentlich kümmert es niemanden, denn es gibt keine Toten. Cyberwar – der saubere Krieg. Doch gibt es diesen Krieg wirklich? Ralf Benzmüller ist Chef des Sicherheitslabors von GDATA und damit einer der Internet-Sicherheitsspezialisten in Deutschland.

Cyberwar ist eine Sachen, wenn wir davon reden würden, dann müsste beispielsweise durch eine Internetattacke der NATO-Bündnisfall ausgerufen werden. Und das ist meines Wissens noch nicht geschehen. Und deswegen haben wir auch keinen Cyberwar.


Also doch kein Krieg im Internet? Was steckt aber dann genau hinter den Angriffen der letzten Zeit?

Cyberwar ist im Moment so ein häufig benutzter Begriff, der eigentlich eher für Cyberspionage oder cyberkriminelle Aktivitäten benutzt wird, mit dem aber eigentlich Leute für Sachen zu sensibilisieren, die eigentlich gar nicht da sind.

Ein Seitenhieb auf die Konkurrenz, aber auch auf die Politik, wo das Wort „Cyberwar“ immer häufiger auftaucht. Und eine klare Ablehnung des Begriffes „Cyberwar“. Doch Ralf Benzmüller will die Gefahr nicht klein reden. Im Gegenteil: Sein Team und er sehen immer mehr Angriffe im Internet auf Firmen, aber auch auf staatliche Institutionen – nur: Es ist Ausspäharbeit und kein Krieg.

Also: Spionage war ja schon immer ein großes Thema. Und wie früher Akten ausspioniert wurden, werden heute eben Rechner ausspioniert, wo die ganzen Informationen liegen. Da hat sich einfach mit der Art und Weise, wie wir unsere Daten ablegen und speichern, eben auch die Art und Weise verändert, wie jetzt auch Angriffe auf diese Informationen geschehen. Und da verlagert sich eben, genauso wie sich unser Geschäftsleben immer mehr ins Internet verlagert, auch die Spionage immer mehr ins Internet.

Für den Chef des Sicherheitslabors von GDATA ist klar, dass aber auch staatliche Stellen aktiv gegen diese Spionage vorgehen müssen.

Wenn jetzt gezielte Attacken auf Regierungsbehörden oder wirklich auf Stellen ausgeführt werden, die halt besonders wichtige Informationen haben, dann brauch man auch entsprechende Schutzmaßnahmen, die zusätzlich zum Virenschutz noch weitere Schutzmaßnahmen bieten. Und da brauch man möglicherweise auch entsprechend ausgebildete Leute, die diese Technologien entwickeln und die möglicherweise von Hand diese Attacken abwehren und aufspüren und dagegen verteidigen.

Für Ralf Benzmüller ist es deshalb auch logisch, dass sich spezielle Kompetenzzentren zur Verteidigung des Internets bei den staatlichen Sicherheitsorganen bilden. Hier gäbe es bereits Gespräche zwischen Sicherheitsfirmen und Polizeidienststellen.

(c) Michael Voß, www.michael-voss.de

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