Ein Jahr S-Bahn Mitteldeutschland – die DB Region zieht Bilanz

S-Bahn in der Werkstatt Halle
S-Bahn in der Werkstatt Halle
11.12.14 (MDR INFO) – Ein Jahr S-Bahn Mitteldeutschland – in Halle zogen DB Regio – als Betreiber – und der Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) – als Auftraggeber – Bilanz. Sie fiel allerdings nicht ganz so positiv aus, wie sich beide Seiten es gewünscht hätten. Ich habe mich dort heute einmal umgehört.

Frank Bretzger ist Herr über die S-Bahn oder – wie sein Titel genau heißt – Produktmanager Mitteldeutschland bei der DB Regio AG. Für ihn gibt es derzeit nur einen Wunsch, da ist er ganz ehrlich:

Ich wünsche mir natürlich, alle Fahrzeuge zur Verfügung zu haben, weil, ich glaube, wenn das heute so wäre, dann würden wir ganz anders sprechen.

Im ersten Jahr der S-Bahn Mitteldeutschland gab es bislang keinen Tag, an dem alle Fahrzeuge zur Verfügung standen. Der erste Zug war bereits während des Probebetriebes verunglückt und wird voraussichtlich im Jahr 2015 erstmals in den Regelbetrieb gehen. Drei Fahrzeuge entgleisten während Rangierarbeiten und warten auf Ersatzteile. Die zuständige Aufsichtsbehörde, der Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL), zieht eine kritische Bilanz. Geschäftsführer Oliver Mietzsch:

Das ist ein Riesenproblem. Wir hatten von Anfang an Kinderkrankheiten: Fahrzeuge, wo die Türen nicht geschlossen sind. Die sind jetzt, glaube ich, soweit behoben, und dann haben wir ab Sommer fast im Wochen- oder Monatsrhythmus Havarien, also: Entgleisungen. Im Ergebnis führt das dazu, dass wir durchschnittlich zehn Fahrzeuge nicht im Einsatz haben.

Frank Bretzger, Produktmanager Mitteldeutschland bei der DB Regio AG
Frank Bretzger, Produktmanager Mitteldeutschland bei der DB Regio AG
Täglich fehlen also 20 Prozent aller Triebwagen der Mitteldeutschen S-Bahn. Zuviel, um genug Platz für alle Fahrgäste anbieten zu können. Und es wird noch dauern, bis sich die Situation normalisiert, meint der S-Bahnchef Frank Bretzger:

… weil die Bauteile, die zur Reparatur notwendig sind, noch nicht verfügbar sind und sich die Reparatur bei solch einem Eisenbahnfahrzeug einfach generell länger hinzieht und das in in Verbindung mit Arbeiten, die der Hersteller an den Fahrzeugen noch machen muss.

Bei den Arbeiten handelt es sich um Garantieleistungen an den neuen Triebwagen, die der Hersteller Bombardier durchführen muss. Auch die Ersatzteile kommen vom Hersteller. Bombardier-Pressesprecher Immo von Fallois kennt das Problem:

Hier arbeiten wir daran, dass die Dauer, auch bei schwierigen Reparaturen, kürzer wird, so dass wir schneller die Züge gemeinsam mit der Bahn Warten und dann zurückbringen können nach Leipzig.

Zurückbringen deshalb, weil derzeit die Garantiefälle noch nach Henningsdorf nördlich von Berlin gebracht werden müssen. Doch auch das könnte sich demnächst ändern.

Wir prüfen mehrere Modelle. Dazu gehört auch, dass die Bahn repariert, und dass wir auch unsere Leute vor Ort haben.

Ein Modell, was bei kleineren Problemen bereits jetzt getestet wird. 14 Bombardier Mitarbeiter gibt es in der Bahnwerkstatt in Halle.

S-Bahn-Chef Frank Bretzger ist trotz alledem mit dem ersten Jahr zufrieden:

Wir haben tolle Fahrgastzahlen. Die treffen die Prognosen. Und wir haben sehr zufriedene Kunden. Das zeigt sich in unseren Kundenzufriedenheitsbefragungen.

Jeden Tag sind 55.000 Fahrgästen auf den sieben Linien in Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg unterwegs. 24.000 von ihnen fahren durch den City-Tunnel Leipzig, der zusammen mit dem Abschnitt Richtung Halle die am häufigsten befahrene Strecke ist.

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