Die Telekom fordert ein „Nationales Routing“ für Deutschland und Europa

MDR INFO, 14.10.13
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„Nationales Routing“ ist die Antwort der Deutschen Telekom auf die Abhöraktionen ausländischer Dienste im Internet. Ein Internet in den Grenzen Deutschlands. Was ist dahinter zu verstehen?

Alleine der Arbeitstitel „Nationales Routing“ zeigt, wie schwierig das alles ist –. Routing kommt aus dem Englischen. Als Router wir der Punkt bezeichnet, der mehrere Netze des Internets miteinander verbindet. „national“ klingt deutsch und jeder weiß, was es heißt. Das Wort kommt aber aus dem Latein.

Philipp Blank von der Deutschen Telekom definiert „Nationales Routing” so:

Dabei geht es darum, dass wir im Internetverkehr, wenn Sender sich Sender und Empfänger innerhalb von Deutschland befinden auch den Datenverkehr auch nur innerhalb von Deutschland leiten wollen.

Ein rein deutsches – oder auch europaweites – Internet wirft Fragen auf. Was passiert beispielsweise, wenn Google, Facebook oder Twitter am Computer aufgerufen werden sollen? Alle Dienste sitzen in den USA.

Also, das sind ganz klar die Grenzen des Vorschlages. Da muss man auch ganz offen sagen. Sobald die amerikanischen Internetdienste nutzen, muss der Internetverkehr dann auch außereuropäisch geroutet werden. Aber Fakt ist auch, dass ein Großteil der E-Mails, die die meisten Deutschen schreiben innerhalb von Deutschland beispielsweise versendet wird.


Die Telekom reagiere damit auf das sinkende Vertrauen seit der Bespitzelungsaffäre durch die USA und Großbritannien. Dabei gehe es nicht um die Einführung neuer Standards, sondern um die Nutzung vorhandener Technologien und die Zusammenarbeit mit der Konkurrenz, sagt Philipp Blank.

Man wird ganz überwiegend auf bestehende Leitungen zurückgreifen. Man wird nur sicherstellen müssen, dass alle Anbieter, die in Deutschland aktiv sind – das sind mehrere Dutzend Anbieter – direkt zusammengeschaltet sind. Und das ist jetzt das, was wir jetzt mit unseren Wettbewerbern besprechen müssen.

Erste Gespräche gab es demnach bereits mit den anderen Netzbetreibern. Doch die Telekom ist sich ganz offensichtlich nicht sicher, ob das zum Ziel führt.

Die anderen Netzbetreiber müssen sagen, was sie von dem Vorschlag halten, ob sie bereit sind, den Vorschlag mitzugehen. Wenn nicht, bliebe noch darüber nachzudenken, ob eine gesetzliche Verpflichtung gibt, den nationalen Verkehr auch in den deutschen Grenzen zu belassen.

Tatsache ist, dass die Telekom-Idee vom internationalen Prinzip des Internets abweicht. Eigentlich sollen Kapazitäten in aller Welt genutzt werden, um jeweils die beste Netzauslastung und damit schnellste Verbindung zu erreichen. So betreiben us-amerikanische Firmen auch Server in Europa und deutsche Firmen Server im Ausland.

(c) Michael Voß, www.michael-voss.de

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