Der schwierige Weg der digitalen Kommunikation an Schulen – Thüringen führt E-Mails für Lehrer ein

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MDR Aktuell, 11.03.19

Kommunikation ist wichtig. Und Kommunikation ist einfach. Vor allem im digitalen Zeitalter. E-Mail, Whats App, Messenger – fast jeder hat das in der Tasche. Sollte man meinen. Doch nicht immer ist es wirklich einfach. Insbesondere, wenn  Lehrer mit den Eltern ihrer Schüler oder die Eltern mit den Lehrern kommunizieren wollen, da kann es rechtlich schon ganz schön kompliziert werden. Darüber berichtete ich bei MDR Aktuell.

Am Vormittag im Büro des Thüringer Landesbeauftragten für Datenschutz. Die Reporter-Frage an Lutz Hasse zur rechtlich möglichen Kommunikation zwischen Eltern und Lehrern ist simpel, die Antwort überraschend kurz:

Es gibt im Moment ja eigentlich gar keine richtige Form, dieses elektronisch durchzuführen. Oder kennen Sie eine?

Michael Voß

Ähm, nein.

Lutz Hasse, Landesbeauftragter für Datenschutz, Thüringen

Kürzer kann man das Dilemma nicht beschreiben. Der Thüringer Datenschutzbeauftragte hat im Freistaat immer wieder auf die Probleme hingewiesen. Wohl die häufigste Form der Kontaktaufnahme, so hört man es an den Schulen, läuft über WhatsApp. Doch hier hat Lutz Hasse erhebliche Bedenken, weil die Adressdaten auf dem eigenen Smartphone damit öffentlich werden:

Sie als WhatsApper übermitteln Daten an WhatsApp von Leuten, die das gar nicht wissen, müssten also einwilligen. Das haben Sie aber nicht gemacht. Und deswegen ist das rechtswidrig.

Lutz Hasse, Landesbeauftragter für Datenschutz, Thüringen

Private E-Mailadressen der Lehrer zu nutzen, gehe ebenfalls nicht, weil man nicht wisse, auf welchen Servern diese gespeichert und über welche Wege die E-Mails verschickt werden. Eine gute Möglichkeit wären zum Beispiel spezielle Internetplattformen oder dienstliche E-Mailadressen.

Hier sollten Landeslösungen – Landesserver beispielsweise – angestrebt werden, auch in Zusammenarbeit mit dem Datenschutzbeauftragten, dass wir hier gemeinsam Lösungen entwickeln, die datenschutzrechtskonform sind. Davon, von diesem Schritt, von diesem Ziel sind wir aber noch weit entfernt.

Lutz Hasse, Landesbeauftragter für Datenschutz, Thüringen

Nicht weit weg vom Büro des Landesdatenschutzbeauftragten ist der Thüringer Landtag. Mittags beantwortet Bildungsminister Helmut Holter hier dieselbe Reporterfrage vom Vormittag mit einer Neuigkeit am Ende:

Der entscheidende Weg ist eine Dienst-E-Mailadresse für jede Kollegin und jeden Kollegen. Die Ausschreibung ist erfolgt, der Zuschlag an eine Firma ist auch erfolgt, diese Firma setzt das jetzt um, ja und dann gehe ich davon aus, dass 2019 jeder Lehrer und jede Lehrerin seine Dienst-E-Mailadresse hat.

Helmut Holter, Die Linke, Bildungsminister Thüringen

Thüringens Lehrer sollen also nun das bekommen, was lange aus finanziellen Gründen nicht möglich war: eine eigene  und vor allem sichere E-Mailadresse. Die Einrichtung der rund 20.000 Accounts werde bis zu einer Million Euro koste, der laufende Betrieb mehrere hunderttausend Euro pro Jahr.

Etwas Ähnliches bieten die beiden nördlichen Nachbarbundesländer schon länger an. Sachsen hat eine Plattform eingerichtet, sagt die Sprecherin des Kultusministeriums, Susann Meerheim. 14.900 Lehrer seien bereits bei LernSax angemeldet.

Es könne E-Mails eingerichtet werden, genauso Foren und Chats durchgeführt werden. Und es erleichtert auch die Planung zu den Stundenplänen und die Ressourcenverwaltung.

Susann Meerheim, Kultusministerium Sachsen

In Sachsen-Anhalt gibt es auf dem sogenannten Bildungsserver bereits über 7.700 Postfächer. Die meisten davon sind aber Funktions-E-Mails, die keiner Person sondern beispielsweise den Schulsekretariaten zugeordnet sind. Viele der insgesamt 14.000 Lehrer sind weiterhin ohne dienstliche E-Mail und damit digital nicht erreichbar.