App erkennt Gehirnerschütterung

App zum Erkennen von Gehirnerschüttungen: Startbildschirm (Screenshot der App)
App zum Erkennen von Gehirnerschüttungen: Startbildschirm (Screenshot der App)
Sportler haben ein erhöhtes Risiko eine Gehirnerschütterung zu erleiden. Beim Handball, beim Fußball aber auch beim Eishockey. Aber auch der ganz normale Radfahrer oder Fußgänger kann bei einem Unfall am Kopf verletzt werden. Eine App soll jetzt mithelfen, bei Bedarf und vor dem Eintreffen eines Arztes schnell zu erkennen, ob eine Gehirnerschütterung vorliegt. Für MDR Aktuell berichtete ich darüber.

Eigentlich ist die App ganz einfach. Sie stellt dem Nutzer die Fragen, die auch ein Arzt vor Ort stellen würde. Dabei muss man auf dem Bildschirm lediglich „Ja“ oder „Nein“ anklicken. Gefragt wird unter anderem:

    App zum Erkennen von Gehirnerschüttungen: Abfrage der Sympthome (Screenshot der App)
    App zum Erkennen von Gehirnerschüttungen: Abfrage der Sympthome (Screenshot der App)
  • Bewusstseinsverlust / langsame Reaktionen?
  • Bewegunsloses Liegen?
  • Erneutes Hinfallen?
  • Verwirrtheit?

Acht Fragen sind es insgesamt. Wichtig ist, dass nicht der Patient die Fragen beantwortet, sondern jemand, der den Unfall und den Patienten beobachtet hat. Warum? Das erklärt Axel Gänsslen. Der Oberarzt und Unfallchirurg am Klinikum Wolfsburg hat als Experte an der App mitgearbeitet.

Naja, der Patient ist ja im schlimmsten Fall derart eingeschränkt, dass er diese Angaben gar nicht machen kann.

Nach dem Beantworten der Frage analysiert die App den aktuellen Fall . Dabei kann es auch zu Zusatzprüfungen kommen. Die hat Axel Gänsslen einbauen lassen, weil er Erfahrungen als nebenberuflicher Mannschaftsarzt eines Eishockeyteams hat. Sportler sagen nach einem Unfall oft nicht komplett die Wahrheit – vielleicht auch nicht zum Trainer, der diese App gerade nutzt. Und Sportler erleiden sehr häufig Gehirnerschütterungen – oft wenn es gerade im Spiel spannend ist.

Man will das Spiel nicht verpassen, gerade, wenn es jetzt ein Halbfinale ist oder ähnliches. Wir haben in der App drei zusätzliche Untersuchungen integriert. Das eine ist eine Reaktionstestung. Wir haben eine gute Vorstellung, wie schnell man eigentlich sein muss. Wenn dann jemand dreimal so lang braucht, um auf den Monitor zu tippen, dann ist es doch durchaus ein Zeichen, dass bis zum Beweis des Gegenteils eine Gehirnerschütterung vorliegen könnte.

In dem Fall zeigt die App dann auf dem Display an:

App zum Erkennen von Gehirnerschüttungen: Was ist jetzt zu tun? (Screenshot der App)
App zum Erkennen von Gehirnerschüttungen: Was ist jetzt zu tun? (Screenshot der App)
Achtung! Gefahr einer Gehirnerschütterung.

Was nun zu tun ist, steht im Folgetext: Nämlich sofort den Arzt aufsuchen. Denn, das ist für Axel Gänsslen wichtig, die App ersetzt keinen Arzt. Wer den Arzt nicht aufsucht, bei dem kann es zu heftigen Gesundheitsproblemen kommen, wie es ein Fußballprofi gerade vorgemacht hat.

Das letzte Beispiel, was wir hatten, ist Leno von Bayer Leverkusen, der bewusstlos auf dem Spielfeld lag und dann trotzdem weitergespielt hat. Hier besteht eine Gefahr in kurzfristigen Zeitraum eine neue Gehirnerschütterung mit der schlimmsten Komplikation einer Blutung im Schädel zu erleiden.

Deshalb sei die App insbesondere bei kleineren Sportvereinen wichtig, bei denen selten ein Mediziner mit dabei ist. Aber auch für Nicht-Sportler kann das kleine mobile Programm nützlich sein. Es ist kostenlos in den Appstores erhältlich – bislang allerdings nur für Apple-Geräte.