Soziale Netzwerke können Wahlen beeinflussen

MDR INFO, 13.09.12

Es gibt wohl kaum einen Konzern, der einen solchen Einfluss auf Menschen weltweit hat, wie Facebook. In dem sozialen Netzwerk tummeln sich derzeit 950 Millionen aktive Nutzer. Das sind 29 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Doch nicht der Konzern selbst übt den Einfluss aus, sondern die Mitglieder untereinander, die sogenannten Freunde, mit Hilfe des Netzwerkes.

Ein Experiment, dessen Ergebnisse jetzt veröffentlicht wurden, macht es deutlich: Eine einzige Nachricht bei Facebook kann das Wahlverhalten von Tausenden von Menschen und ihren Freunden entscheidend beeinflussen.

Die Forscher hatten dafür zu den US-Kongresswahlen 2010 an 61 Millionen Nutzer eine Meldung geschickt. Darin wurden diese aufgefordert, zur Wahl zu gehen. Zudem
enthielt der Text einen anklickbaren Button mit der Aufschrift „Ich habe gewählt“.

Ein Teil der Empfänger bekam zusätzlich noch die Information, welche Menschen aus dem Bekanntenkreis – den sogenannten Freunden bei Facebook – bereits wählen gegangen waren.

Das Ergebnis: Nur jene Gruppe, welche die Nachricht zusammen mit dem Hinweis der Facebook-Freunde erhalten hatte, wies tatsächlich eine höhere Wahlbeteiligung auf. Für die Wissenschaftler zeigt das, dass der soziale Aspekt bei Internet-Netzwerken ausschlaggebend für die Beeinflussung der Nutzer sei. Im Fachmagazin „Nature“ heißt es,  weder die Aufforderung zur Wahl zu gehen noch der „Gewählt“-Button hätten die Testpersonen zum Wahlgang veranlasst. Nur die Verbindung mit dem zusätzlichen Hinweis, dass Freunde auf Facebook bereits wählen waren, führte zu einer erhöhten Wahlbeteiligung. Sicherheitshalber prüften die Forscher die Wählerverzeichnisse nach, um zu sehen, wer von den Nutzern tatsächlich wählen gegangen war. Sie errechneten, dass insgesamt 60.000 neue Wähler durch die „soziale Nachricht“ dazugewonnen wurden.

(c) Michael Voß, www.michael-voss.de

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