Studenten aus Köthen bieten Ärzten virtuellen Einblick in die Atemwege – Auf der CEBIT stellt die Hochschule Anhalt ein besonderes Projekt vor

Nils Winkler und Esteban Garzon
Nils Winkler und Esteban Garzon
Die Digitalmesse CEBIT in Hannover ist die Messe der Fachbegriffe: Augmented Reality ist einer davon. Das bedeutet nichts anderes, als das Zusammenführen der realen Sicht mit künstlich generierten Grafiken. Dafür braucht man eine spezielle Brille, die die Sicht nach vorn ermöglicht, aber gleichzeitig auf den Glasscheiben auch das vom Computer erzeugte Bild einblenden kann. Pokémon Go, ein Spiel, wo die Nutzer auf Straßen Schätze und Figuren suchen, bietet genau diese Mischung aus realer und fiktiver Sicht. Doch die Funktion kann auch in der Medizin sehr gut genutzt werden, erfuhr ich auf der CEBIT und berichtete darüber bei MDR Aktuell.

Der junge Kolumbianer Esteban Garzon ist Elektroingenieur. An der Hochschule Anhalt spezialisiert er sich jetzt auf Medizintechnik.

Meine Idee ist immer, der Welt irgendwie zu helfen. Und ein Weg, wo ich das mit der Elektrotechnik machen kann, ist die Medizin.

Deshalb kam er aus der 8-Millionen- Stadt Bogota nach Köthen mit etwas über 26.000 Einwohnern. Hier konnte er sich an der Hochschule Anhalt einen Traum verwirklichen, den er nun auf der CEBIT präsentiert. Es geht um die sogenannte Bronchoskopie, bei der Ärzte mit einem Schlauch und einer Kamera die Luftwege in der Lunge von innen betrachten können. Bislang war das für den Arzt eher kompliziert, erzählt Nils Winkler, der im selben Team der Hochschule mitarbeitet. Nun kann der Arzt dem Patienten durch die Brille direkt beobachten und seine Reaktionen sehen. Gleichzeitig bekommt er auf dem Bildschirm der Brille zusätzliche Informationen eingeblendet, die der Computer erzeugt.

Das erleichtert dem Doktor natürlich den Eingriff, da er halt nicht mehr runter zum Patienten gucken muss, hoch zum Monitor, um zu sehen, wo er ist, runter zum Patienten, hoch zum Monitor. Sondern diesmal kann er einfach den Patienten beachten und im Hintergrund sieht er den Live-Stream von dem Bronchoskop und gleichzeitig sieht er natürlich das 3-D-Model.

Das 3-Model ist eine Simulation der Luftröhre des Patienten. Diese wurde digital aus ganz vielen Bildern einer Computertomographie zusammengesetzt, die zuvor aufgenommen wurde. Der Arzt kann sich so im Körper des Patienten besser orientieren und Fehler sofort an der richtigen Stelle lokalisieren. Die Studenten haben bei der Entwicklung des Programms eng mit Medizinern zusammengearbeitet, erzählt Esteban Garzon:

Ja, klar. Bei diesem Projekt haben wir von Anfang an mit einer Ärztin aus dem Krankenhaus in Dessau und mit einigen Ärzten der Helios-Klinik in Köthen zusammengearbeitet. Und gerade diese Ärztin war es, die uns genau ihrer Probleme erzählt hat. Und so zeigten wir unsere Lösung und sie ist damit sehr zufrieden.

Wie das Projekt weiter geht, steht bislang noch nicht fest. Die beiden Studenten haben inzwischen schon einige Verbesserungsideen.

Viele dieser universitären Projekte, die jedes Jahr auf der CEBIT in Hannover vorgestellt werden, sind als Firmen neu auf den Markt gegangen– sogenannte Startups.