Neue Vorwürfe gegen Leipziger Unternehmen Unister

Razzia in Büroräumen in Leipzig, Potsdam und Bayern

MDR INFO, 30.01.13 
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Gegen die Leipziger Unister-Holding gibt es neue Vorwürfe. Diesmal geht es um falsche Preisangaben und illegalen Adresshandel. In Sachsen, Bayern und Brandenburg durchsuchten Polizei und Staatsanwaltschaft erneut Firmenräumen – diesmal auch von Geschäftspartnern des Leipziger Internet-Unternehmens.

Die Pressemitteilung heute morgen lautete noch ganz harmlos:

Die Unister Holding hat heute weitere Unterlagen zur Aufklärung der gegen sie erhobenen Vorwürfe … an die sächsischen Behörden übergeben.

Doch dahinter steckte etwas ganz anderes, als eine freiwillige Übergabe von Daten.  40 Polizisten und Staatsanwälte durchsuchten die Leipziger Unister-Zentrale sowie drei andere Objekte in der Stadt. Außerdem gab es Einsätze in Potsdam und Bayern. Der Vorwurf: gefälschte Preisangaben und Illegaler Adressenhandel. Oberstaatsanwalt Wolfgang Klein:

Nach unserem Erkenntnissen sind Kundendaten, insbesondere von Flugreisenden, ohne Wissen der Betroffenen und entgegen der Bestimmungen des Datenschutzrechtes an kommerzielle Adressenhändler außerhalb der Unister-Gruppe verkauft worden.

Sonderangebote und Preisnachlässe sind meist trickreich, aber erlaubt, dagegen haben auch die Untersuchungsbehörden nichts. Doch bei Unister lief das viel raffinierter, als beispielsweise im normalen Winterschlussverkauf, sagt Oberstaatsanwalt Wolfgang Klein:

Es ist aber etwas ganz anderes, wenn es diesen Ursprungspreis eigentlich gar nicht gegeben hat, sonder man von vornherein einen Preis annimmt und einen angeblich früheren Preis künstlich durch ein Computerprogramm kreiert, durch ein Algrorithmus, den man nutzt,  und den man vortäuscht, dass es einmal einen früheren Preis gegeben hat, der nun mehr aufgrund irgendwelcher Rabatte – oder wie auch immer sonst – heruntergesetzt wird.

Mit anderen Worten: Unister soll per Computer-Programm Ursprungspreise im Internet schlicht weg erfunden haben, die dann durch angebliche Rabatte genau auf den  Preis gesenkt wurden, den Unister von Anfang an erreichen wollte.

Die Vorwürfe richten sich laut Staatanwaltschaft gegen die acht Unister-Führungskräfte, gegen die bereits wegen Steuerbetrugs und illegalen Versicherungshandels ermittelt werde. Die Firma bestreitet alle Anschuldigungen der Staatsanwaltschaft. Unternehmenssprecher Konstantin Korosides sagte am Abend:

Wir weisen den Vorwurf von unerlaubten Adresshandel mit Kunden scharf zurück. Das hat uns nicht nur überrascht, sondern das entbehrt jeder Grundlage. Es ist auch eine wirkliche Unverschämtheit, die hier uns gegenüber gemacht wird. Zum zweiten: Die Preisangaben bei Unister, die sind alle korrekt, die werden alle korrekt veröffentlicht und es werden auch alle korrekten Preise gebucht. Deswegen weisen wir auch das von der Staatsanwaltschaft zurück.

Unister-Gründer Thomas Wagner hatte übrigens vor einigen Tagen angekündigt, sich von der Führungsspitze zurückzuziehen. Das Unternehmen sucht weiterhin einen Nachfolger.

Um 19:55 Uhr aktualisiert.

(c) Michael Voß, www.michael-voss.de

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